24. Klosterlied
Deutsch
Aus dem Munde des Volks in Thüringen. Im Schweizerdialekt ists vollständiger und vielleicht auch besser; da es aber in diesem verständlicher ist, so mochts also stehen. In der Limpurgischen Chronik steht auch ein Lied einer Nonne, das sich anfängt:
Gott geb ihm ein verdorben Jahr
Der mich gemacht zur Nonne,
Und mir den schwarzen Mantel gab.
Den weissen Rock darunter u.f.
[222]Kein' schönre Freud auf Erden ist
Als in das Kloster zu ziehn.
Ich hab mich drein ergeben,
Zu führen ein geistlich Leben;
O Liebe, was hab ich gethan!
O Liebe etc.
Des Morgens, wenn ich in die Kirche geh
Muß singen die Mess alleine;
Und wenn ich das Gloria patri sing',
So liegt mir mein Liebchen immer im Sinn,
O Liebe, was hab ich gethan!
O Liebe etc.
Da kömmt mein Vater und Mutter her,
Sie beten für sich alleine;
Sie haben schöne Kleider an,
Ich aber muß in der Kutten stahn;
O Liebe, was hab ich gethan!
O Liebe etc.
Des Abends, wenn ich schlafen geh,
So find ich mein Bettchen alleine;
So denk ich denn, das Gott erbarm!
Ach hätt' ich mein Liebchen in dem Arm,
O Liebe, was hab ich gethan!
O Liebe etc.