Der Wald und der Wanderer
Der Wald.
Komm, o komm in meine Schatten,
In der Ruhe Aufenthalt,
Wanderer der heißen Straße,
Wo Dein Herz unruhig wallt.
Meine frischen Zweige wehen
Lebenskraft dem Matten zu,
Und mein Athem duftet Balsam,
Neuen Muth und süße Ruh.
Schöner geht die Sonne nieder
Hinter meiner grünen Nacht;
Schöner kommt der Morgen wieder,
Wenn der Vögel Chor erwacht.
Schöner blinkt in mir die Quelle
Und der einsam stille See,
Wo die treue Turteltaube
Girret Deines Herzens Weh.
Der Wanderer.
Rauschen Geister in den Lüften?
Spricht die Nymphe mir im Quell?
Oder steigen Götter nieder?
Denn mein Blick wird rein und hell.
Mit der Fichte Gipfel steiget
Meine Seele himmelwärts;
Mit der Birke Zweigen neiget
Sanft zur Ruhe sich mein Herz.
Und die grüne Fußtapete
Wiegt mich ein auf seidnem Moos;
Neben dieser goldnen Blume
Bin ich selig, und wie groß!
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Horch! aus jener alten Eiche
Tönt ein Bardenton hervor,
Und der Fichten Gipfel sausen
Himmlischer; der Wald wird Chor:
»Wir, des Paradieses Geister,
In der Ruhe Aufenthalt,
Segnen Dich. Genieße fröhlich
Unsern heil'gen stillen Wald!«