[211] XXXI.
Axiochus und Alcibiades.

Axiochus, ein Schalk von schmeichelhaften Sitten,
Und Alcibiades, der Stutzer von Athen,
Zween Freunde gleicher Art, bey Mädchen wohl gelitten,
Schön, feurig, jung, galant, beredt und wunderschön,
Verstärkten da die Treu, wo Manche sie verscherzen;
Was beiden reizend schien, hieß beiden auch gemein.
Fand einer keine Lust den eignen Schatz zu herzen,
So stellte sich dafür des andern Mädchen ein.
Wie artig Jede war, dient wenig zur Geschichte:
Gnug, daß die Eine drauf ein Töchterchen gebar,
Die in den Windeln schon liebreizend von Gesichte,
Und Helenen vielleicht an Zügen ähnlich war.
Flugs sieht man beiderseits zur kleinen Doris eilen,
Ein jeder nennet sie sein wahres Ebenbild,
Und will das Vaterrecht nicht mit dem Freunde theilen,
Das Recht, das sie zugleich mit Lust und Neid erfüllt.
Jedoch, als Doris nur, der Mutter nachzuahmen,
Und Küsse zu verstehn, sich alt genug befand,
Entsagten beiderseits dem ernsten Vaternamen,
Und suchten Gegengunst, die Pflicht und Furcht nicht band.
[212]
Der Eine sprach, du bist der Vater zu dem Kinde;
Dies ist dein Aug' und Mund! Was kann dir gleicher seyn?
Halt! rief der Andre drauf, auf mich, auf mich die Sünde!
Herr Schwager, glaube wir, sie stammt von dir allein. 1

Fußnoten

1 Dieses ist eine wahre Geschichte, die der griechische Geschichtschreiber Athenäus erzählt; man kann leicht daraus sehen, daß sie griechisch sey, da Jedem der Name Vater ein so süßer Name war, daß sie sich darum stritten.

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