[Was unser Muht vermocht/ weiß alle Welt zu melden]

Diese Höle war etwas änge/ aber zimlich lang/ und wusten die Schäfere nit/ wo sie die zu durchsehen solten anfangē/ so vielfältig sahen erstes Eingangs gegen ihnen die prächtigsten Bildnissen/ als ihnen jemahls vor Augen kommen: Dann es hiengen zu beiden Seiten gegeneinander über herrliche Tafeln von dichtē Golde/ mit über die massen schönen Gemälden kostbar. Es waren aber die Bildnisse alle im gantzen Küriß anzusehen/ auch gekrönet/ jedoch unterschiedlich/ teils mit Königlichen/ teils mit Fürstlichen/ teils mit Gräflichen/ udg. Kronen/ allein der Letzerē etliche hatten/ an stat deren/ Lorbeer-Kräntze/ allermassen/wie sie vorzeiten die Römische Feldherren/ wann sie im Triumf eingezogen/ gebrauchet/ mit kunstprächtiger Arbeit denen Tafeln derselben einverleibet/ von deren Glantz das gantze Zimmer erhallete 1. Sonsten fünkelten daselbst von dem Krongipfel dreyer Königshäubter drey Karfunkeln/ jedweder so groß als ein Taubeney/ Es war auch je zwischen zwey Tafeln zum Vnterscheid eine Seule von Porphyrstein gesetzet/ und sahe man unten am Ende der Höle noch viel leere Abschnitte/ vielleicht/ damit nach der Zeit mehr Tafeln könten beygehenget werden.

Die Schäfere fiengen an die Tafeln/ von der ersten an bis zu der letzten/ aufs genauste zu besehen/ und dz täten sie üm soviel desto lieber/ weil sie unter einer jedlichē etliche Reimē geschriebē fanden/ und dabey den Namen des Helden/ von dē solche redeten/ auch zu Ende der Bildschrift das Jahr/ in welchen er abgeleibet. Vnd verhielte es sich/ zur rechtē und linkē Seiten/ mit diesen folgender massen:


[49] Heinrich Graf zuTampier

und

Carl Graf zu Bucquoy. 2


Was unser Muht vermocht/ weiß alle Welt zu melden/
Man frag' Antenors Stadt 3 und samte Niederland/
Wir dämpften erstes Dampfs den Teutschen Kriegesbrand.
Bald grub uns Vngarn ein/ das Grab beruchter Helden.

Gest. A. 1620. 1621.
Moritz/ Printz von Vranien.

Mein Helden-Hand hielt auf die Hoffnung in der Flucht/
Es niesset Niederland nach meiner Thaten Frucht.
Ich hab der grösten Kron mit Glükk mich widersetzet:
Der hat den stärksten Feind/ der die Gedult verletzet. 4
A. 1625.
Ernst/ Graf zu Mansfeld.

Ich war ein küner Held/ dem mancher Held zuwider/
Doch legte meinen Ruhm und mich das Beuten nieder.
Ich hab den Feind mit Krieg/ und sonder Geld/ gefehrt/
Die That erwehrtet Lob/ wann Kriegen Krieger nehrt.
A. 1626.
Philippus 4. König in Hispanien.

Mein Sinn sann überweit/ das hat mein Tod verkürtzt/
Mein Tod hat dessen Glut ins küle Grab gestürtzt:
Noch glimmt der hohe Raht/ man wird sein nicht vergessen/
Es blühen Lorbeer auf nechst meinen Grab Zypressen.
A. 1627.
Wilhelm/ Printz von Vranien.

Gleichwie der Phönix wird von Flammen aufgefressen/
Vnd einer seiner Art kreucht aus der Asch hervor:
So stieg ich auf dem Grab/ als Moritz fiel/ empor.
Vns Beyde rümt die Welt/ wir bleiben unvergessen.
A. 1627.
[50] Gabriel Betlem/ Fürst in Siebenbürgen.

Wer Krieges-Zepter fürt/ der lerne von mir Siegen/
Mein Krieg war bald geendt/ doch sonder Siegers-zwang.
Wer friedlich siegen will/ der kriege nicht zu lang:
Der längste Sieges-Ruhm ist allerkürtztes Kriegen.
A. 1629.
Christian/ Fürst zu Anhalt.

Man sagt/ ich trage Schuld/ daß man noch Waffen trägt/
Die ich der erste nahm. Nein/ Landgemeine Sünden/
Ach! Sünden konden so den Jammerkrieg anzünden.
Ein jeder/ was er mich beschuldet/ bey sich hegt.
A. 1630.
Ambrosy Spinula/ Marggraf von Seste.

Den Feinden war ich stäts ein scharfer Stachel-Dorn/ 5
Die Pfaltz und Niederland bezärt noch meinen Zorn/
Der Mantuaner auch. Hälf Dapferkeit für Sterben/
Man läse dieses nicht: Mein Ruhm wird nie verderben.
A. 1630.
Dietrich Falkenberg.

Ich war mit Raht und That ein klugbehertzter Held/
Der sonsten eine Red nie zweymahl vorgestellt.
Die mir vertraute Magd hab ich mit Macht geschutzet/ 6
Vnd biß in meinenTod des Feindes Trutz getrutzet.
A. 1631.
Johann Tserklaes/ Graf von Tilly.

Mein Ruhm sagt/ wer ich bin: Ein alter Kriegesmann/
Den Trunk noch Lieb betört/ Doch nahm ich Krantz und Ehre
Der grossen Burge-Magd/ von der ein Blutbad rann:
Es mordet auch/ der ficht/ Mich kränkt es ja so sehre.
A. 1632.
[51] Gustavus Adolphus/ König in Sueden.

Ich fiel/ wann fallen kan/ der stäts den Feind bestanden/
Doch hab ich eine Seul im Fallen aufgestellt/
Die Seule meines Siegs. So steht in Teutschen Landen
Mein Wunder-Helden Nahm/ der nimmer nimmer fällt.
A. 1632.
Gotfried Heinrich/ Graf zu Pappenheim.

Wie lebt/ der lebt voll Forcht? Ich kan kein Feiger seyn/
So sagt ich/ der ich war zu Krieg und Sieg erschaffen.
Ich stunde Mauerfest/ und Lützen warf mich ein:
Die Wunden zieren den/ der stirbet in den Waffen. 7
A. 1632.
Frierich/ Pfaltzgraf bey Rhein.

Die Böhmen hatten mich zu ihrem Haubt erfraget/
Bekrönet meinen Hut: Der Raht vermisst die That/
Nun daß der Krebesgang ihn so geäffet hat.
Das Glükk hat mir die Kron/ der Krieg den Sieg versaget?
A. 1632.
Vlrich/ Printz aus Dennemark.

Ich war ein Kriegesheld/ ein König von Geburt/
Vnd auch der Musen Sohn. 8 Ich liebte den Poeten/
Vnd Opitz wieder mich. Mich gab in Friedesfurt
Ein falscher Bissen Bley windschnellen Todesnöten.
A. 1633.
Albrecht Wentzel/ Hertzog in Friedland/ Graf zu Wallstein.

Nicht Ankunft/ mein Verdienst gab mir den Fürstenfahn/
Doch war die Ehrenschwell ein schneller Trauerschwan.
Verdacht hat mich ermordt/ Mord kürtzte mir das Leben/
Mein und des Täters Recht wolt lange wagbar schweben.
A. 1634.
[52] Johann von Aldringen.

Du kennest/ Mantua/ die dapfre Ritterfaust/
Die auch der Teutschen Haubt zu Diensten angenommen. 9
Bald hat mich auf der Fahrt ein Mordmetall durchsaust:
Vnselig ist/ üm den die Neiderhummeln brummen.
A. 1634.
Ferdinand/ Infant aus Spanien.

Der seltne Tugendtrieb trieb meinen Heldensinn
Vor Nördling in das Feld/ das von mir weiß zu sagen/
Dem dritten Ferdinand half ich die Feinde schlagen.
Bald nehme Sieg und mich die Kinderkrankheit hin.
A. 1638.
Frantz Albrecht/ Hertzog zu Sachsen-Lauenburg.

Dem Keiser blieb ich treu/ da andre Seitwarts wichen/
Ich hielte/ wie man soll. Doch must ich bald davon:
Das Werk hat mir versagt/ den Willen lobt der Lohn.
Kaum war ich Haubt erwält/ da war mein Haubt verblichen.
A. 1638.
Bernhard/ Hertzog zu Sachsen-Weinmar.

Dort/ als Gustavus fiel/ mißfiel mir fast zu leben/
Doch blieb mir Feld und Sieg/ der mir gefolget nach.
Mir hat der Vatter Rhein die Blum der Töchter geben:
Von der ich kriegte Preiß/ die Feinde Spott und Ach. 10
A. 1639.
Matthias/ Graf von Turn.

Ich war es/ der zumahl der erste grief zum Degen/
Dem grossen Adler dorft ich mich zu wider legen.
Die Bömen fürt ich an/ zog vor die Keiser-Stadt/
Gantz Mähren fiel mir zu. Von mir redt manche That.
A. 1640.
[53] Johann Panner.

Mein König wälte mich zum Raht und Kriegsgesellen/
Der war ich/ weil ich war üm ihn/ mit Raht und That/
Der Taht und Tugend-Ruhm mein Haubt bepalmet hat/
Mich kränkte/ daß nicht solt ein Feind im Feld mich fellen.
A. 1641.
Obrister Schlang.

Ich war von schlechtem Stand/ doch grösser am Gemüte
Vnd an Verstand/ als der vom Fürstlichen Geblüte:
Ein Held an Hertz und Witz/ der erste stäts vorm Feind/
So fand mich auch der Tod. Mich lobet Feind und Freund.
A. 1642.
Ludwig 13. König in Frankreich/ beygenahmt der
Gerechte.

Mich hat das Tugend-Recht benahmet den Gerechten.
Die Rechte meines Sohns soll mir ein Recht verfechten/
Ob die gerechte Sach berechte meinen Krieg:
Auf Rache/ die gerecht/ folgt der gerechte Sieg.
A. 1643.
Frantz Mercy.

Dem Spielen war ich gram/ und geiler Metzen Schaar/
Dem Saufen spinnefeind. In teuren Tugendschätzen
Vnd hoher Dapferkeit sucht ich nur mein Ergetzen.
Ich fiel/ die Tugend lebt/ der Leib ruht auf der Baar.
A. 1645.
[54] Vnten aber an der Wand/ Ende der Hölen/ stunde dieses. 11

Du/
Der du deinen Ruhm/
In teures Gold gebildet/
Wilst hier bey diesen sehn/
must
Haben offt bestritten
mit
Hand und Helden-Witz
Die Feinde.
Helden-Sitten
Hat hier
Die Ewigkeit
Mit Zierd und Lob
beschildet.

Fußnoten

1 Liv. I. 4.

2 Lobreimen.

3 Venedig.

4 Spanien. Patientia læsa Fit furor.

5 Spina.

6 Magdeburg

7 Balde.

8 κατ ἐξοχὴν nach der Vbertrefflichkeit.

9 Ferdin. 3.

10 Breis. ach.

11 Wandschrift Inscriptio.

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