[Widmung]
[238] Dehnen
Hochlöblichen Herren
Fürsten und Ständen
Jm Hertzogthum
Ober- und Nieder-Schlesien /
Meinen
Genädigsten Fürsten und Herren /
Auch
Genädigen und Hoch-GeEhrtesten
Herren.
[238] Dehnen
Hochlöblichen Herren
Fürsten und Ständen
Jm Hertzogthum
Ober- und Nieder-Schlesien /
Meinen
Genädigsten Fürsten und Herren /
Auch
Genädigen und Hoch-GeEhrtesten
Herren.
Dje allerunterthänigste APPLICATION dieses Schau-Spiels / als worinnen Unsrem Aller-Genädigsten Kayser LEOPOLDO von der Triumphirenden Kirche die GLORIEUSE Bekehrung aller Heyden zum Christenthum durch Seinen Sieg-prangenden Scepter verwüntschet wird / hat mich veranlasset Ewren Hoch-Fürstlichen Durchlauchtigkeiten / wie auch Ewer Excellentz / Genaden /Gestr. und meinen HochgeEhrtesten Herren gegenwärtige LIBERATAM unterthänigst /gehorsamst / und unterdienstlich zu DEDICIren. Denn was könte doch diesem numehro zwey und viertzig Jahr lang Glorwürdigst Regierendem Monarchen vor grössere Freude begegnen / als wann Dessen Welt-gepriesene PIETÄT über Seine erlebte Friedens- und Kriegs-Glückseeligkeiten annoch dieses unvergleichliche Glück erleben möchte? Was würde doch das Aller-Durchlauchtigste Ertz-Hauß von Oesterreich bey allen vier Theilen der [239] Welt in eine grössere ADMIRATION bringen / als wann Dessen unüberwindlichen Scepter nicht nur die allbereit ziemlich gedemüttigte Saracenen / sondern auch die weitentlegneste heidnische NATIONES, welche vor den wahren Drey-einigen GOTT den Teuffelischen AMIDA, FOTOCO und VITZLIPUTZLI anbeten / in reiner Andacht Fuß-fällig verehren müsten? Ja was könte denen Kayserlichen Erb-Ländern / fürnemlich unsrem werthesten Schlesien /grössere Vergnügung erwecken / als wann dieser Aller-Christlichste Regent den gantzen Erdkreiß in einen unüberwindlichen Schaf-Stall deß HErren CHRJSTJ verwandeln könte? Und ob zwar dieses Glück wegen Jhrer Majestät herbey-nahenden Alters nicht etwan alsobald erfolgen dürffte / so wird doch künfftig selbtes vermittelst Göttlichen Beystandes Sein Groß-Mächtigster JOSEPHUS Glorwürdig erfüllen. Massen ohnediß auß dem Holdseeligen Nahmen JOSEPH, durch reine Verwechselung der Buchstaben das Wort SOPHIE nicht ohne merckwürdige Vorbedeutung deß künfftig durch JHN SUBJUGIrenden Byzantinischen Haupt-Tempels richtig heraußer kommet. Jn dieser tröstlichen Hoffnung nun geruhen Ewre Hoch-Fürstliche Durchlauchtigkeiten / Ewre Excellentz / Genaden /Gestr. und meine Hoch-Geehrteste Herren meine gleichfals von dem Heydenthum befreyte LIBERATAM unter die höchst-VENERABLE Schutz-Flügel Dero Genade und Gewogenheit zu nehmen / und weil ihre Keuschheit auch nicht bey dem leiblichen Vater sicher war /Derselben einen sicheren Hafen bey der Genaden-Thüre Dero Tugendvollen Hertzens zuvergönnen: So werden sich ihre Dornen in Lorbern /ihre [240] Hencker in Engel / ihr Kercker in einen Himmel /und ihr Creutz in einen Palm-Zweig verkehren / ich aber vor so hohe Genade ersterben
Ewrer Hoch-Fürstlichen
Durchlauchtigkeiten /
Ewrer Excellentz / Genaden / Gestr.
Und meiner HochgeEhrtesten Herren
Breßlau den 6. April.
Anno 1700.
Unterthänigster
Gehorsamster
Und verbundnester Diener
Johann Christian Hallmann.
Der heidnische König ALPHONSUS in Portugal hatte eine eintzige Tochter / Nahmens LIBERATA, von solcher ungemeinen Schönheit / daß Er Selbte nicht allein unterschiedlichen umb sie werbenden Königlichen Printzen gäntzlich versagte / sondern sich auch selbsten mit ihr / weil seine Gemahlin die Königin ISABELLA Todes verblichen war / zuvermählen entschloß. Alldieweilen aber die Printzeßin LIBERATA ihrem Herrn Vater solch unanständiges Begehren mit höchster Bescheidenheit und Vernunfft verweigerte / zugleich aber auch Jhme / daß Sie eine Christin wäre / und ihrem Himmlischen Bräutigam CHRJSTO JESU treu verbleiben wolte / freymüthig entdeckte /ließ sie der König / umb auff andere Gedancken zu gerathen / in ein wohlverwahrtes Gefängnüß setzen. Jn diesem Orte nun bath die Printzeßin den Allmächtigen GOtt mit Thränen / daß Er doch ein Mittel schicken wolte / wodurch der König von solcher ungebührlichen Liebe möchte abgehalten werden: Welches auch geschach. Denn als ALPHONSUS wiederumb zu der Printzeßin ins Gefängnüß kam / und sie so wol zu seiner Verehligung als auch zu Verlassung deß Christlichen Glaubens bereden wolte / dauchte ihn nicht anders / als wann sich ihr Schnee-weisses Gesichte in einen schwartzen Mohren verwandelt hätte. Welche Verwandelung aber nur bloß dem Könige / nicht aber auch den andern Menschen / also vorkam. Worauff der halb-rasende König / solche abscheuliche Veränderung vor eine Zauberey haltende /die unschuldige Printzeßin LIBERATAM, besonders auch weil auff ihr andächtiges Gebethe der Donner das Götzen-Bild deß Jupiters / dem sie opffern solte /in viel Stücke zerschlug / [242] an ein Creutze zu nageln /und an selbtem verschmachten zu lassen / höchst-grimmig befahl. Allein nach ihrem Tode reuete den König diese Grausamkeit dermassen / daß er nicht allein der Printzeßin ein höchstkostbahres MONUMENTUM aufrichten ließ / sondern auch selbsten nebst seinem gantzen Hof und Königreich den Christlichen Glauben annahm / in welchem er auch biß an sein Ende beständig verblieben.
Erster Aufftritt.
Der heidnische König ALPHONSUS in Portugal hält mit seinen geheimsten Geist- und Weltlichen Räthen zu Lisabona Rath / wie Er seine Regirung glückseelig befestigen möge / welche / ausser dem PALAMEDES einmüthig dahin stimmen / daß der König keinen eintzigen Christen in seinem Königreich beym Leben lassen / und dann seine eintzige Tochter / die Prinzeßin LIBERATAM, weil kein männlicher Kron-Erbe verbanden / einem auß denen dreyen umb sie werbenden Königlichen Printzen / nemlich deme auß Sicilien /Egypten / oder Persien / verehlichen solle. Deren ersteren Vorschlag zwar der König genädigst anhöret /den letzteren aber in Ungenaden vermercket.
Zweyter Aufftritt.
Der in die Schönheit der Prinzeßin LIBERATA heimlich verliebte König sinnet auff Mittel und Wege / die umb sie anhaltende drey Printzen mit Manir abzuweisen.
Dritter Aufftritt.
Der Sicilianische Printz FERDINANDUS ersuchet den König umb gnädige Einwilligung in seine gegen der Prinzeßin tragende Eheliche Liebe / wird aber durch unverhoffte Ankunfft seiner zwey Neben-Buhler / nemlich deß Egyptischen Printzens ARIMANTES, und deß Persianischen Gesandtens [244] deß TIRIDATES, hieran verhindert / wessentwegen Er höfflichen Abschied nimmt und davon gehet.
Vierdter Aufftritt.
Fünffter Aufftritt.
Sechster Aufftritt.
Die in einem Pagen-Habit / unter dem Nahmen INFORTUNIO, verkleidete JULIANA, beklaget sich über ihres Herren deß Printzens FERDINANDI, Untreu / und erzehlet die zwischen Jhm und Jhr / als einer Römischen Printzeßin / vorgegangene Liebes-Begebenheit / wie Er Jhr / nemlich zu Rom die Ehe versprochen / und Sie hernachmals treuloß verlassen /weßwegen Sie Jhme in Pagen-Habit nachgezogen /und Dienste bey ihm angenommen; Entschleußt sich dannenhero Jhm als ein Geist zu erscheinen / umb die Beständigkeit seiner Liebe zu prüfen.
Siebender Aufftritt.
Die Königliche Hof-Dame AURORA bemühet sich die verkleidete Printzeßin JULIANA, in der Meynung / daß sie ein rechter Page sey / zu ihrer Gegen-Liebe zu bewegen / aber vergeblich.
[245] Achter Aufftritt.
Neundter Aufftritt.
Dje Printzeßin LIBERATA dancket dem Drey-Einigen GOtte vor die Erleuchtung im Christlichen Glauben / und beklaget die grausame Verfolgung der Christen.
Zehender Aufftritt.
Eilffter Aufftritt.
Zwölffter Aufftritt.
Dreyzehender Aufftritt.
Der hierüber höchst-erfreute König hoffet wegen solcher Verweigerung desto eher die Printzeßin zu seiner Gegen-Liebe zu bewegen.
Die Schönheit rühmet in einem Sinn-reichen Gesange ihre Magnetische Stärcke in der grossen und kleinen Welt.
Erster Aufftritt.
Zweyter Auftritt.
Dritter Auftritt.
Die Reue und die Ehrsucht bekämpffen vortrefflich die Seele deß OCTAVII, selbte aber wird von dieser besieget.
Vierdter Auftritt.
Fünffter Auftritt.
Zu dem Ende giebt ihm die kluge CANIDIA einen gewissen Balsam / durch dessen Erwarmung in der LIBERATÆ lincken Hand sie Jhn ohnfehlbar werde lieben müssen.
Sechster Auftritt.
Siebender Auftritt.
[247] Achter Auftritt.
Neundter und Zehender Auftritt.
Die im Königlichen Lust-Garten allein spatzirende Printzeßin LIBERATA wird von zwey vermaßqvirten Mohren gewaltsamer Weise entführet.
Eilffter Auftritt.
Der auff der Prinzeßin ängstliches Ruffen darzukommende RODRIGO nebst den Königlichen Trabanten setzt den Räubern eyfrig nach.
Zwölffter und Dreyzehender Auftritt.
Der höchst-erschrockene König nebst seinen Räthen kommt ebenfalls zu diesem Unwesen / und nachdem Er bey Salvirung der Prinzeßin siehet / daß die zwey gefangen überbrachte vermaßqvirte Räuber selbsten TIRIDATES und OCTAVIUS sind / läst Er diesen durch den Strick / jenen aber / ungeachtet seiner darwider Einwendenden Legations-Freyheit / durch das Beil vom Leben zum Tode bringen.
Die Gerechtigkeit erweiset in einem nachdencklichen Gesange / daß kein Laster verborgen und ungestrafft bleiben könne.
Erster Auftritt.
Der in die Prinzeßin LIBERATAM höchst-verliebte König entschleust sich nach lange bey sich geführtem Gemüths-Streit der Begierde und der Vernunfft Selbte zu heyrathen.
Zweyter Auftritt.
Der Königin ISABELLÆ alß seiner verstorbenen Gemahlin Geist wil Jhn von dieser unanständigen Vermählung abhalten / aber umsonst / massen Er die Prinzeßin vor sich fordern läst.
Dritter Auftritt.
Der König bemühet sich LIBERATAM mit holdseligsten Worten zu seiner Verehligung zu bereden / allein Sie widerleget solch Begehren mit höchster Vernunfft und Bescheidenheit / Jhme zugleich ihre Bekehrung zum Christlichen Glauben entdeckend.
Vierdter Auftritt.
Der höchst-ergrimmte König befihlet dem Heidnischen Priester RAMIRO die Prinzeßin vom Christlichen Glauben abwendig zu machen / der auch mit Jhr eyfrig DISPUTIret / aber vergeblich; Weßwegen Sie ins Gefängnüs geführet wird.
Fünffter Auftritt.
Der Königliche Rath PALAMEDES wird durch der Prinzeßin hohen Witz und Beständigkeit in seiner heimlichen Zuneigung zum Christlichen Glauben vortreflich gestärcket.
Sechster Auftritt.
Siebender Auftritt.
Achter Auftritt.
Die im Gefängnüs sitzende Prinzeßin LIBERATA bittet den Allmächtigen GOTT umb gnädigen Beystand in dieser ihrer Verfolgung / insonderheit aber /daß Er doch ein Mittel schicken wolle / wodurch Jhr Herr Vater der König von solcher ungebührlichen Liebe möchte abgehalten werden / und entschläfft vor lauter Mattigkeit.
Neundter Aufftritt.
Zehnder Auftritt.
LIBERATAM umb Jhre Gegen-Liebe / Sie aber schläget Jhm nicht allein selbte gäntzlich ab / sondern Er wird auch durch Jhre Hertzbrechende Reden zum Christlichen Glauben bekehret.
Eilffter Auftritt.
[250] Zwölffter Aufftritt.
Dem vor lauter Geilheit und Rache brennendem und ins Gefängnüs einbrechenden Könige kommet nicht anders vor / als wenn sich der Prinzeßin Antlitz in einen Mohren verwandelt hätte / wessentwegen Er Selbte als eine Zauberin hinzurichten schlüßig wird.
Die Himmlische Liebe erhebet in einem Trostreichen Gesänge die unbesiegte Keuschheit der Himmlisch-gesinnten Prinzeßin LIBERATÆ.
Erster Auftritt.
Zweyter Auftritt.
Dritter Auftritt.
[251] Vierdter Auftritt.
PALAMEDES, als ein heimlicher Christ verflucht diesen Mord-Befehl des Königes / beklaget die Verfolgung der armen Christen / und wil nicht diesem Tyrannischen Schau-Spiele beywohnen / sondern entschleußt sich die Flucht zu nehmen / und sich nach Rom unter die Christen zu begeben.
Fünffter Auftritt.
AURORA, nachdem Sie vernommen / daß JULIANA kein Page / sondern ein rechtes Frauenzimmer sey /lachet sich selber auß / zugleich die Unglückseeligkeit der Menschlichen Seele / als welche durch nichts eher / alß durch die Liebe verblendet werde / beklagende.
Sechster Auftritt.
Siebender Auftritt.
CANIDIA, ein kostbares Geschenck vom ARIMAN TES erwartend / wird von demselben mit einem Dolch erstochen.
Achter Auftritt.
Neundter Aufftritt.
Der König stehet noch im Zweifel / ob Er LIBERATAM und FERDINANDUM, Jene zwar alß seine leibliche Tochter / diesen aber alß seinen nechsten Bluts-Freund wegen des Christlichen Glaubens solle hinrichten lassen / RAMIRO aber verhetzet Jhn dermassen / so daß LIBERATA zur Annagelung an [252] ein Creutze / FERDINANDUS aber zur Hinrichtung durch einen Gifft-Tranck verdammet wird.
Zehender Aufftritt.
Die Streitende Kirche betrauret in einem lamentirlichen Gesange den unschuldigen Todt der vor den Nahmen JESU sterbenden Prinzeßin LIBERATÆ.
Erster Aufftritt.
Jndem FERDINANDUS den unschuldigen Tod der Prinzeßin LIBERATÆ höchlich beklaget /
Zweyter Auftritt.
Wjrd Jhm wegen des angenommenen Christlichen Glaubens auff Befehl des Königes ein Gifft-Tranck überliefert / welchen Er auch unerschrocken zu sich nimmt / und stirbt.
Dritter Auftritt.
Ejn singender Engel schmücket mit einem Lorber-Krantze und Palmen-Zweige die Leiche FERDINANDI.
[253] Vierdter Auftritt.
Fünffter Auftritt.
Der schwermüthige ALPHONSUS wil im Grünen Ruhe suchen / und sincket vor lauter Melancholey in einen Schlaff.
Siebender Auftritt.
Dem schlaffenden ALPHONSO verkündigen die Geister der von Jhm wegen des Christlichen Glaubens hingerichteten Prinzeßin PHILIPPINÆ, FERDINANDI, RIBERÆ, und HYACINTHI, als Seiner fürnehmsten Bluts-Freunde / Feld-Herrens / und Obristen Priesters / die unaußbleibliche Rache GOttes / wie auch PALAMEDIS Entweichung.
Achter und Neundter Auftritt.
Dem hierüber höchst-erschrockenen Könige erscheinet der Geist LIBERATÆ in den Wolcken unter einer holdseeligsten Music / welche Jhre erlangte Ewige Glückseeligkeit höchlich preiset / und Jhn zu Verlassung des Heidenthums beweglich ermahnet.
Zehnder und letzter Auftritt.
Worauff der König nicht allein der Prinzeßin LIBERATÆ ein höchst-kostbares MONUMENTUM auffzurichten / sondern auch seinem Hoff und gantzen Königreiche den Christlichen Glauben anzunehmen höchst-eifrig befiehlet.
Die Triumphirende Kirche erfreuet sich in einem Siges-Liede über der erlangten Märtyrer-Krone der unüberwindlichen [254] Princeßin LIBERATÆ, wie auch über der Bekehrung Jhres Herrn Vaters und des gantzen Königreichs Portugal zum Christlichen Glauben / zugleich Unserm Allergnädigsten Käyser LEOPOLDO die GLORIEUSE Bekehrung aller Heyden zum Christenthumdurch seinen Siegprangenden Scepter Hertzinnigst verwünschend.
[255][256] [366]Personen deß Trauer-SpilesUnd zwarAls Redende.
Alsz Schweigende.
[366] Alsz Singende.
Die Singende Schönheit.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Die Singende Gerechtigkeit.
1.
[297] 2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
1.
Allerschönste Prinzeßinne /
Sey getrost in dieser Noth!
Es wird dich der grosse GOTT
Stärcken in dem Trauer-Sinne.
[319] 2.
Es wird JESUS dich erhören
Bey dem bittern Sorgen-Streit /
Der ein Mittel schon bereit
Dise Libe zu zerstöhren.
3.
Zwar mit Rasenden gebehrden
Wird Alphonsus dreuen Dir /
Weil Printz Ferdinandens Zir
Auch durch Dich ein Christ wil werden.
4.
Rad und Schwerdter / Creutz und Flammen
Werden sollen gantz und gar
Auff deß Henckers Mord-Altar
Schlagen über dich zusammen.
5.
Doch laß alle Sorgen fahren
Ob der grimmen Tyranney /
Denn dein JESUS steht dir bey
Mit der Seraphinen Schaaren.
6.
Drumb schlaff wol O Prinzeßinne
Und schleuß deine Augen zu
Biß die Engel dich zur Ruh
Führen auff die Sternen Zinne!
[328] Die Singende Himmlische Libe.
1.
2.
3.
4.
[329] 5.
6.
1.
2.
3.
Die Singende Streitende Kirche.
1.
2.
3.
4.
5.
[348] 6.
7.
Der Engel.
1.
So hat nun auch der Gifft-Pocal
Dir werther Printz den Geist entrissen /
Worüber tausend Thränen flissen
Jm Seraphinschen Sternen-Saal?
2.
So muß dein Thron in eine Grufft /
Dein Purpur sich in blutge Zehren /
Dein Zepter in Zypreßen kehren?
O Traurens-volle Todten-Lufft!
3.
Hat dann die Jugend deiner Zeit
Das nahe Blut dich von den Ketten
Deß Todes gar nicht können retten?
O strenger Schmertz! O bittres Leid!
4.
Doch sind wir frölich auch darbey /
Daß Dich Beständigkeit gekrönet /
Und daß Du den Tyrann verhönet
Mit seiner blinden Raserey!
5.
Wol Dir O libster Ferdinand!
Dein JESUS schickt von seinem Throne
Dir disen Zweig und Lorber-Krone
Aus Gnaden alß ein Libes-Pfand.
[353] 6.
So schließ nun deine Augen zu
Geneuß der sanfften Libligkeiten!
So Dir dein Heyland wil bereiten!
Schlaff wohl in Zucker-süsser Ruh!
Ritornate Prencipessa! Ritornate! Ritornate! ô Dio! Che veggio! O Misera Donna! O questa Pazzia senza Esempio! ô! ô! ô!
Signori Illustrissimi! Io son Romano, ma non Portugese. Son servo faceto da questa Corte en Lisabona. Mio Nome e Pollio Asinio, fu fatto cattivo da mio signore Rodrigo Capitano del Re. Allein ich muß Deutsch reden daß mich auch das Frauenzimmer verstehen könne. Sie wundern sich nicht / daß ich alß ein kurtzweiliger Hoff-Bedienter des Königes Alphonsi mich so sparsam sehen lasse; Denn bey traurigen Sachen müssen derogleichen Personen / wie ich bin / nur wie die Würtze in der Speise gebrauchet werden. Die Ursach aber warumb ich mich præsentire / haben die erschröcklichen Begebenheiten dieses Hofes causiret. Denn hir wird bald einer verbrennet / bald ersäuffet / bald mit Pfeilen erschossen / bald mit dem Beile des Kopfes kürtzer gemachet / bald gehencket / bald gerädert / und was des Scharff-Richters Ingeniosität etwan nur ersinnen kan / meisterlich practiciret. So sind auch meine Tractamente dermassen schlecht beschaffen / daß ich anstatt eines gebratenen Cappauns nur mit einem stücke schwartzen Brodts und anstatt eines gutten Spanischen [355] Weins nur mit einem starcken Truncke auß dem Fluße Tagus vorlieb nehmen muß. Der Hertz-kränckenden Exagitirungen / daß die Pagen und Lacqveyen offters meinen gravitätischen Nahmen Pollio Asinio abutiren und mich einen vollen Asinum nennen / zu geschweigen. Hingegen in mea Patria zu Rom en la Santa Città e Miracolo del Mondo ist von derogleichen Henckereyen und Mördereyen nichts zu befinden / sondern dar kan ich meinem Magen eine Ehre anthun con Boccale del Vino Bianco, Vino Rosso, Vino Muscato, Vino di Belvedere, Vino di Luca, Vino de Montefiascono, Vino d'Albano, und was vor delicate Liquores allda mehr zu befinden seyn / worzu das annehmliche Käyser-Brodt nicht übel accordiret. Jch schmecke schon im Geiste wie mir diese Delicatezzen so wol bekommen werden! Allein ich sehe von fernen den König ankommen! Mein Gott wie sauer sehen seine Augen auß alß wann Er zwantzig Eimer des schärffsten Wein-Eßigs in seinem Leibe hatte! Fürwar ich traue nicht / Er möchte mich wol etwan meines Capitolii berauben oder wol gar in der Lufft arrestiren lassen! Drumb ist es am besten daß ich mich schleunig unsichtbar mache ehe etwan diese Tragödie an meiner Person möchte geendiget werden. Adio donque Lisabona! Io vado à la Roma! Adio Signori! Adio!
1.
2.
3.
4.
5.
6.