Myron und Lais

Der graue Myron hielt um eine Nacht voll Küsse
Bei der geliebten Lais an;
Doch weil sein Seufzen nichts gewann,
Errieth er, daß sein Haar den Abscheu wirken müsse.
Er schwärzet sein bereiftes Haubt.
Ein neuer Myron, nach den Haaren,
Nicht nach der Stirne, nach den Jahren,
Sucht, was er schon gesucht; doch wird ihm nichts erlaubt.
Wie schwer sind Weiber zu betrügen!
So sehr er Lieb' und List vereint,
So gleich, so ungleich auch er jenem Myron scheint,
Merkt Lais zweifelnd doch das Alter an den Zügen.
Allein, im Zweifel selbst sich schalkhaft zu vergnügen,
Spricht sie: mein junger Herr! es bleibt bei dem Entschluß,
Dergleichen Bitten zu versagen.
Ich habe, was ich ihm anjetzt verweigern muß,
Schon seinem Vater abgeschlagen.

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