[35] [37]13.

Einen Rath will ich dir geben,
Hör' ihn an und rechte nicht,
Treu befolgend was in Liebe
Der Ermahner zu dir spricht:
»Drücke Küsse auf die Wange,
Die im Jugendreize strahlt;
Lauert doch die Welt, die alte,
In des Lebens Hinterhalt.«
Um ein Korn verkauft die Liebe
Was das Weltenpaar bescheert:
Dieses ist gar schlechte Waare,
Jene hat gar hohen Werth.
Einen traulichen Genossen
Und Gesänge wünscht mein Herz.
Um im Basse und Soprane
Auszudrücken meinen Schmerz.
Keinen Wein will ich mehr trinken,
Keine Sünde mehr begeh'n.
Wenn das Schicksal meinem Vorsatz
Günstig will zur Seite steh'n.
Hundert Male hab' ich reuig
Aus der Hand gesetzt das Glas,
Doch das Augenspiel des Schenken
Währt ja ohne Unterlass.
Wenn der Liebling vierzehn Jahre
Und zwei Jahre zählt der Wein,
Gnügt ihr Umgang mir statt Allem,
Was mir böte Gross und Klein.
Als das ew'ge Loos geworden,
Ist es ohne mich gescheh'n:
Nun, so schmäle nicht, wenn Manches
Nicht nach Wunsche sollte geh'n.
[37][39]
Schenke! Moschuswein gleich Tulpen
Giess mir nun in den Pocal,
Dass mir nimmer aus dem Sinne
Schwinde des Geliebten Maal!
Sagt' ich dir, o Herz, nicht immer:
Hüte dich vor Seinem Haar?
Kettet man an diese Ringe
Doch den flücht'gen Wind sogar.
Bring' den Becher voll von hellen
Perlen und Rubinen mir,
Und der Neider mag erbleichen,
Weil mir hold ist der Wesir.
Wer vermag mein Herz zu halten,
Das so ängstlich ist und bang?
Sagt den Leuten, dass ein Toller
Seiner Kettenhaft entsprang.
Lieder, die Chodscha gesungen
Und Selmān, wer preist sie hier?
Klingt Hafisens Lied doch besser,
Als die Verse des Săhīr.
Sprich, Hafis, bei diesem Feste
Nimmer von der Reue Heil,
Schenken mit den Bogenbrauen
Treffen sonst dich mit dem Pfeil!

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