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Das Herz begehrte Jahre lang
Von mir Dschem's Wunderglas:
Es forderte vom fremden Mann
Das was es selbst besass;
Die Perle, die sich immer noch
In ird'scher Muschel fand,
Sucht' es bei Männern, welche sich
Verirrt am Meeresstrand.
Zum alten Wirth trug gestern Nachts
Ich meine Zweifel hin,
Zu ihm, der stets mit scharfem Blick
Gelöst der Räthsel Sinn.
Ich traf ihn lächelnd und vergnügt,
In Händen den Pocal,
Und hundert Dinge schaute er
In jenes Spiegels Strahl.
Ich sprach: »Dies Glas, das Welten zeigt,
Wann gab's der Schöpfer dir?«
Er sprach: »Am Tag, als diesen Dom
Geformt er aus Saphir.«
Er sprach: »Den Freund, durch den erhöht
Das Haupt des Galgens ward,
Beschuldigt man, dass immer er
Geheimes offenbart.«
In jeder Lage weilet Gott
Beim Herzberaubten gern:
Doch dieser schauet nimmer ihn
Und wähnet Gott gar fern.
Dasselbe Gaukelspiel, das hier
Getrieben der Verstand,
Es trieb's Sămīr, der Gaukler, auch
Vor Moses Stab und Hand.
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Wenn wieder mit der Hilfe Gunst
Der heil'ge Geist genaht,
So thut ein And'rer ebenfalls
Was einst Messias that.
Ich sprach zu Ihm: »Wozu wohl dient
Der Götzen Kettenhaar?«
Er sprach: »Hafis beklagt sich ja,
Er rase immerdar.«

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