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Leer' ich deiner Lippe Becher,
Wo verweilt die Klugheit dann?
Schau' ich dein berauschtes Auge,
Wer dann wohl mich halten kann?
Bin dein Sclave; wolltest aber
Du von mir befreien dich,
So verkaufe in der Schenke
An den Krugverkäufer mich.
Hoffend in der Schenke fänd' ich
Einen Krug gefüllt mit Wein,
Geh' ich, eine Zecherkanne
Auf der Achsel, nun hinein.
Lust nach deiner Lippe zwinget
Den Săkā des Trinkergau's
Augenwasser aufzugiessen
Vor des Weinverkäufers Haus.
Sage mir doch nimmer: »Schweige,
Oder zieh' den Athem ein!«
Kann man doch nicht: »Schweige!« sagen,
Zu dem Vogel in dem Hain.
Forsche ich nach deinen Spuren,
Die Geduld, wo bleibt sie dann?
Spreche ich von deinen Thaten,
Wer dann masst Verstand sich an?
Seelen mit erstarrtem Herzen
Gibt man Wein, gekocht und gahr;
Wein ist helle Gluth; es sieden
Die Gekochten immerdar.
Als man mit des Liebesultan's
Ehrenkleid mich angethan,
Rief man laut: »Du mög'st es tragen,
O Hafis, doch schweigen dann!«

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