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Schlafbefleckt naht' ich der Schenke
Gestern als die Sonne schwand;
Weinbefleckt war schon mein Teppich,
Und durchnässt mein Mönchsgewand.
Doch des Weinverkäufers Knabe
Trat, indem er schalt, heran,
Und dann sprach er: »O erwache,
Schlafbefleckter Wandersmann!
Erst nachdem du dich gewaschen,
Schreite auf die Schenke zu,
Denn die Trümmer dieses Klosters
Könntest sonst beflecken du.
In des Greisenalters Wohnung
Trachte nur nach Reinigkeit,
Und mit Jugendlust beflecke
Nicht des Alters Ehrenkleid!
Wirst nach Lippen süsser Schönen
Du noch fürder lüstern sein,
Und das Kleinod ›Geist‹ beflecken
Mit dem flüss'gen Onyxstein?«
Wer den Weg der Liebe kennet
Tauchte zwar in dieses Meer
Tief hinab, allein es wurde
Nie befleckt vom Wasser er.
Sei stets rein und klar, und steige
Aus dem Brunnen der Natur,
Denn das staubbefleckte Wasser
Es erregt ja Unlust nur.
Und ich sprach: »O Weltenseele!
Keine Schande dürft' es sein,
Wär im Lenz das Buch der Rose
Auch befleckt von meinem Wein.«
Und Er sprach: »Hafis, mit Freunden
Sprich nicht räthselhaft verdeckt!«
Wehe über jene Güte
Die vom Vorwurf wird befleckt!

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