2.
Unsers Erlösers Fußwaschen

Auff die Melodie: Nun last vns Gott den Herren.

1.
Dem Tausend Seraphinen
Vnd Zehnmal Tausend dienen:
Dem alle Welt sich neiget/
Vnd zitternd' Ehr erzeiget.
2.
Hat das Er gleich gesetzet
Dem Vater nicht geschetzet/
Dem Vater/ der die Erden
Durch ihn/ sein Wort hieß werden.
3.
Er ist vmb vns zu dienen
[105]
In Knechts Gestalt erschienen.
Vnd als das Maal geheget/
Hat Er sich abgeleget.
4.
Mit einem Schurtz vmbhüllet/
Ein Becken eingefüllet/
Vnd vor der Jünger Füssen
Zu knyen sich beflissen.
5.
Die fangt Er an zuwaschen!
O Mensch! O Erd! O Aschen!
Hat der/ den Gott gezeuget!
Sich dir so tieff gebeuget.
6.
Kan dieses Liebe-Zeichen
Nicht Judas Hertz erweichen/
Nein! Die verstockte Sinnen/
Mag keine Treu gewinnen!
7.
Doch Petrus/ als Er siehet/
Wie sich sein Jesus mühet:
Fängt eilends an zu fragen!
Was wilst du Meister wagen?
8.
Was ich ietzt wil verrichten!
Versteht dein Hertz mit nichten!
Spricht Jesus: Wenn's geschehen!
Wirst du was ferner sehen.
9.
Herr! saget Petrus wider:
Hör: eh du fallest nieder:
Eh ich mir meine Füsse
Von dir berühren lisse/
10.
Solt' Himmel/ Lufft vnd Erden
Mir feind' vnd herbe werden.
Wasch ich dir nicht die Füsse/
Fährt Jesus fort/ so wisse/
11.
Daß du kein Theil kanst haben
[106]
An Mir vnd meinen Gaben.
Drauff spricht Er/ wil ich eben
Dir Herr/ nicht widerstreben.
12.
Ich wil dir Füß/ ingleichen
Auch Haupt vnd Hände reichen.
Nein/ sagt der Herr/ wer reine/
Wäscht nur die Füß alleine.
13.
Rein seyd ihr/ doch nicht Jeder.
Er trucknet' alle wider/
Bekleidet sich vnd lehrte/
Warumb Er so sie ehr'te.
14.
Ihr pflegt mich Herr zu nennen:
Sprach Er; vnd must bekennen:
Daß ich zur Himmels-Thüre
Euch/ als ein Meister/ führe.
15.
Wenn nun ich meine Hände
Zu euren Füssen wende/
Mögt ihr mir wol nacharten/
Einander selbst auffwarten.
16.
Diß Beyspiel könnt ihr nehmen/
Es darff kein Knecht sich schämen/
Der weise nach zu leben/
Die ihm sein Herr gegeben.
17.
Wie hoch seyd ihr zuschätzen/
Wo ihr dem nach könn't setzen.
Wie selig wil ich preisen:
Die würcklich diß erweisen.
18.
O Qvell der Lieb vnd Lebens!
Der wäscht vnd liebt vergebens:
Der durch dein Blut nicht reine
Dich durch dich lib't alleine.

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