[247] Rother Hahn

Waffengerassel und rollende Wagen,
Dröhnender Taktschritt, Wiehern der Rosse,
Staubgewirbel und Blitze der Mörser!
Donnernd fallen die Würfel der Schlacht!
Ueber den Heeren flattert des Kriegsgotts
Furchtbar-prächtiger, feuriger Vogel,
Lodernden Kamm und leuchtende Flügel
Schüttelt im Flug der rothe Hahn.
Ihm von den Schwingen träufelt ein Regen
Sprühender Funkenkörner zur Erde,
Wie wurfkundiger Hand des Sämanns
Glänzende Saatenkörner entsprühn.
Reich aufsprießen die feurigen Saaten,
Erst nur schüchterne, glühende Halme,
Dann, vom Winde bewegt, ein weites
Wogendes, wallendes Garbenmeer!
Unter den gelben Aehrenfluthen
Blühn die blauen und purpurnen Flämmchen,
Wie im Schatten der goldenen Halme
Blaue Kornblum' und feuriger Mohn.
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Stöhnen der Mütter, Weinen der Kinder:
Gräßlicher Wachtelschlag in dem Korne!
Wimmern der Feuerglocken in Lüften:
Wirbelnder Lerchensang ob der Saat!
Doch, ein unermüdlicher Sämann,
Fliegt er, neue Saat zu bestellen,
Unbekümmert der schwarzen Stoppeln,
Drüber der Herbstwind klagend wallt.
Tief im Gebirg' auf dem Thurm des Kirchleins
Senkt er zur Rast vom Fluge sich nieder.
Horch, draus fluthen so fromme Gesänge,
Horch, draus steigt ein so brünstig Gebet!
Fluchen kennt er und Jammern und Jauchzen,
Fremd doch blieben ihm diese Töne,
Die ihn jetzt bannen, da er im Lauschen
Seine Flügel zu schütteln vergißt.
Siehe, da träufelt ein linder Regen,
Kühlt und löscht ihm die feurigen Schwingen;
Statt im reichen Gefieder, am Morgen
Ragt er als kaltes Eisengeripp.
Und des Kriegsgotts prächtiger Vogel
Ward zum Wetterhahne des Küsters,
Kreist und tanzt zum Jubel der Kinder,
Dreht sich willig nach Wetter und Wind.

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