2.
O Tod, du warst, Ungleiches auszugleichen,
Doch allzuhart und gar zu eifrig hier!
Ach, keine Inschrift und kein Liebeszeichen,
Nur leises Ahnen nennt die Schläfer mir!
Ein Hirte wohl ruht hier im duft'gen Rasen:
Ich seh' ja frei um seinen grünen Rain
Die Alpenheerde in den Kräutern grasen;
Und wo die Heerde, muß der Hirte sein!
Ein Jäger träumt da unter kühler Decke:
Mir sagt's das Rehlein, weidend hier bei Nacht,
Als ob es sanft die todte Hand ihm lecke;
Wem wäre sonst so milde Rach' erdacht?
Ein Schnitter schlummert dort am fernen Saume:
Ich seh' es an der Blumen selt'nem Tanz,
Als wühle seine Hand darin im Traume,
Zu flechten sie zum heit'ren Erntekranz!
[121]
Doch will zum Grab des Lieben Liebe wandern,
Auf welches ströme sie den Thränenzoll?
Nun, was verschlägt's, erquickt er einen Andern,
Zu dem vielleicht noch keine Zähre quoll?!
O Trauer, suchst du nur nach Einer Welle?
Und ist das ganze dunkle Meer doch dein!
Dünkt dir ein einzig Sternlein tröstend helle?
Dein soll der ganze Strahlenhimmel sein!
O Liebe, spähst du nur nach Einem Halme?
Die ganze Erde fiel dir ja zum Loos!
Verletze nicht die Tanne ob der Palme,
Nicht ob des Blumenstrauchs das arme Moos!