30. Läuschen und Flöhchen.
Ein Läuschen und ein Flöhchen, die lebten zusammen in einem Haushalte und brauten das Bier in einer Eierschale. Da fiel das Läuschen hinein und verbrannte sich. Darüber fing das Flöhchen an laut zu schreien. Da sprach die kleine Stubentüre [197] »was schreist du, Flöhchen?« »Weil Läuschen sich verbrannt hat.« Da fing das Türchen an zu knarren. Da sprach ein Besenchen in der Ecke »was knarrst du, Türchen?« »Soll ich nicht knarren?
Da fing das Besenchen an entsetzlich zu kehren. Da kam ein Wägelchen vorbei und sprach »was kehrst du, Besenchen?« »Soll ich nicht kehren?
Da sprach das Wägelchen »so will ich rennen,« und fing an entsetzlich zu rennen. Da sprach das Mistchen, an dem es vorbeirannte, »was rennst du, Wägelchen?« »Soll ich nicht rennen?
Da sprach das Mistchen »so will ich entsetzlich brennen,« und fing an in hellem Feuer zu brennen. Da stand ein Bäumchen neben dem Mistchen, das sprach »Mistchen, warum brennst du?« »Soll ich nicht brennen?
Da sprach das Bäumchen »so will ich mich schütteln,« und fing an sich zu schütteln, daß all seine Blätter abfielen. Das sah ein Mädchen, das mit seinem Wasserkrügelchen herankam und sprach »Bäumchen, was schüttelst du dich?« »Soll ich mich nicht schütteln?
[198] Da sprach das Mädchen »so will ich mein Wasserkrügelchen zerbrechen,« und zerbrach das Wasserkrügelchen. Da sprach das Brünnlein, aus dem das Wasser quoll, »Mädchen, was zerbrichst du dein Wasserkrügelchen?« »Soll ich mein Wasserkrügelchen nicht zerbrechen?
»Ei,« sagte das Brünnchen, »so will ich anfangen zu fließen,« und fing an entsetzlich zu fließen. Und in dem Wasser ist alles ertrunken, das Mädchen, das Bäumchen, das Mistchen, das Wägelchen, das Besenchen, das Türchen, das Flöhchen, das Läuschen, alles miteinander.