[208] [Auf die Genesung des Kronprinzen]
Bist du genesen denn? Sei uns willkommen!
Wir jubeln laut dir in Begeistrungsglut,
Des Glückes sicher, das uns halb genommen,
Der Zukunft froh: denn du bist gut.
Mag sein, daß höchster Geistesgaben Fülle
Dereinst umleuchtet deinen Fürstenhut;
Wir forschen nicht, was Zukunft erst enthülle,
Des einen sicher jetzt schon: daß du gut.
Denn was der Mensch erringen mag und haben,
Der Güte bleibt der höchste, letzte Preis,
Der Gipfel sie und Inbegriff der Gaben,
Das Einzge, was nicht altert selbst im Greis.
Die Weisheit irrt, Bedächtge trifft der Tadel,
Die Tapferkeit erreicht nur, was ihr glückt,
Doch Güte, Herr, gleich der magnetschen Nadel,
Zeigt nach dem ewgen Pol hin, unverrückt;
Und Treue und Gerechtigkeit und Milde,
Sie sind nur Strahlen jenes einzgen Lichts.
Als Gott den Menschen schuf nach seinem Bilde,
Sprach er: sei gut! Von Weisheit sprach er nichts.
Doch gut nicht heut nur, manchmal – Immer! immer!
Ob Nutzen vor auch schlaue Klugheit schützt;
Des einzeln Vorteil ist erborgter Schimmer,
Doch dauernd frommt, was auch den andern nützt.
Und so ist denn der Gute auch der Weise,
Er ist der Feste, denn er bleibt sich gleich,
Er ist der Mächtge, denn im selben Gleise
Mit seines Schöpfers Weltall rollt sein Reich.
Fühlst du es so in deinem Busen schlagen,
Dann tritt die Zukunft an mit frohem Mut,
Und jubelnd soll ein Enkelchor einst sagen:
Sein Volk war treu und er war gut.