[168] An die Frau Generalin von Ernest

(Bei des Verf. Versetzung von Magdeburg nach Wernigerode.)


Magdeburg, den 27. August 1788.


Du, die das Glück auf meinem Wege
Mich wie ein Goldstück finden ließ,
Von ächtem Korn' und reinestem Gepräge,
Das aber nur das Glück mir wieß;
Kaum lernt' ich deinen Werth recht kennen,
So muß ich mich von dir schon wieder trennen,
Weil mich zurück zum Harz mein Schicksal gehen hieß.
Wo find' ich wieder solch Vertrauen
Und solche Duldung, als bei dir?
Dort werden mich die Männer und die Frauen
Als fremde Münze erst beschauen,
Und denken: Hm! Was gibt man wohl dafür?
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Zu lang im Cours, schliff sich die Inschrift ab,
Dem Zehnten jetzt unleserliche Chiffern,
Nur der, dem die Natur dein scharfes Auge gab,
Kann den Avers und Revers leicht entziffern.
Ich lasse hier dich in der Freundschaft Bank
Als Kapital zurück; zufrieden
Mit halben Zinsen, und, dem Glücke sey es Dank!
Verzehren wird mein Herz am Harze sie in Frieden.
Kaum wär' es zu verzeihn, – das hast du selbst gefühlt! –
Wenn ich es nicht als Glück empfände,
Daß meine Rolle hier zu Ende,
Nach zwei durchseufzten Jahren spielt;
Daß nicht das Heimweh mehr in meinem Herzen wühlt,
Und ich dem Schlaf' die Nächte wieder spende.
Hier konnt' ich nicht der Freundschaft Freuden leben,
Und was ist dann das Leben werth?
Hier konnte mir die Flur nicht neue Kräfte geben,
Wo Berg' und Wald mein sehnend Aug' entbehrt;
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Zu nichts, als allenfalls um damit einzuheitzen,
War meine Harfe brauchbar hier,
Was half's, mit meinen Stunden geitzen?
Wie selten ward für dich nur Eine mir!
Bin ich zum Eremitenleben
Bestimmt, so mag's am Harze seyn!
Da wird der Genius der Ruhe mich umschweben,
Und noch einmal vielleicht mir seine Harfe leihn.
Da werd' ich oft am Bach' im Walde dein gedenken,
Vergißmeinnicht mit Sehnsuchtszähren tränken,
Sie in des Baches Kräusel streun,
Den trüben Blick hinab zu ihnen senken,
Und dann im Geiste bei dir seyn.

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