[81] Erstes Gespräch

Am Tage der Einholung des Königs

Zu Berlin, den 30ten März 1763.

Die Muse.

Heut solche Wolken im Gesicht?
Heut einsam? Heut betrübt?
Der Dichter.

Ich gräme mich, weil Friedrich nicht
Die deutsche Muse liebt!
Die Muse.

Er, der die halbe Welt bezwang,
Die gegen ihn in Streit
Getreten war, sechs Jahre lang,
Mit deutscher Tapferkeit?
Er? Deutschlands Retter? Friedrich? Er?
Der Weisheit thut, und spricht,
Und liebt, was gut ist, liebte der
Die deutsche Muse nicht?
In ihren Liedern ist Natur,
Und Geist und Harmonie;
Du wirst es wissen, sag es nur,
Was hat er wider sie?
[82] Der Dichter.

Er saget, sie verstünd' es nicht,
Es fehlt' ihr Witz und Zier;
Er sagt, sie sänge rauh, Er spricht,
Viel Böses sonst von ihr.
Die Muse.

O Sohn, wenn böses Er von mir,
Und meinen Söhnen spricht,
So räch ich mich, so schweigen wir,
So singen wir ihn nicht.
So wird versenkt in finstre Nacht
All seiner Thaten Zahl,
Von seinem Krieg und seiner Schlacht,
Spricht Nachwelt nicht einmahl!

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