Das Testament

»Sohn«, fing der Vater an, indem er sterben wollte,
»Wie ruhig schlief ich itzt nicht ein,
Wenn ich nach meinem Tod dich glücklich wissen sollte!
Du bist es wert; und wirst es sein.
Hier hast du meinen letzten Willen.
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Sobald du mich ins Grab gebracht,
So brich ihn auf und such' ihn zu erfüllen;
So ist dein Glück gewiß gemacht.
Versprich mir dies, so will ich freudig sterben.«
Der Vater starb; und kurz darauf
Brach auch der Sohn das Testament schon auf
Und las: »Mein Sohn, du wirst von mir sehr wenig erben,
Als etwan ein gut Buch und meinen Lebenslauf,
Den setz' ich dir zu deiner Nachricht auf.
Mein Wunsch war meine Pflicht. Bei tausend Hindernissen
Befliß ich stets mich auf ein gut Gewissen.
Verstrich ein Tag, so fing ich zu mir an:
Der Tag ist hin; hast du was Nützliches gethan?
Und bist du weiser als am Morgen?
Dies, lieber Sohn, dies waren meine Sorgen.
So fand ich denn von Zeit zu Zeit
Zu meinem täglichen Geschäfte
Mehr Eifer und zugleich mehr Kräfte
Und in der Pflicht stets mehr Zufriedenheit.
So lernt' ich mich mit Wenigem begnügen
Und steckte meinem Wunsch ein Ziel.
Hast du genug, dacht' ich, so hast du viel;
Und hast du nicht genug, so wird's die Vorsicht fügen.
Was folgt dir, wenn du heute stirbst?
Die Würden, die dir Menschen gaben?
Der Reichtum? Nein! Das Glück, der Welt genützt zu haben;
Drum sei vergnügt, wenn du dir dies erwirbst.
So dacht' ich, liebster Sohn! so sucht' ich auch zu leben.
Und dieses Glück kannst du, mit Gott, dir selber geben.
Vergiß es nicht: Das wahre Glück allein
Ist, ein rechtschaffner Mann zu sein.«

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