2.
Als die Zwölfnacht nun herankam
Und der Reif im Forste lag,
Bat sie ihn, die Jagd zu meiden,
Bis erfüllt das alte Jahr,
Und, wiewohl es schwer ihn dünkte,
Sagt' er zu, was sie verlangt.
Aber einst, da gegen Abend
Sie verfallen war in Schlaf,
Zog er, seine Lust zu büßen,
Dennoch heimlich aus zur Jagd.
Lange schweift' er durch die Heide,
Ohne daß ein Wild er traf,
Bis er eine Wölfin endlich
Laufen sah am Waldeshang.
Die bedünkt' ihn gute Beute,
Schleunig nahm er seinen Stand,
Und den schärfsten seiner Pfeile
Schoß er, sie zu töten, ab.
Doch mit Winseln in die Büsche
Sprang das Untier und entrann,
Und umsonst, es aufzufinden,
Spürt' er durch den ganzen Wald.
Aber als er drauf nach Hause
Kam in später Mitternacht,
[374]Fand er dort in Blute schwimmend
Auf dem Lager sein Gemahl,
Wie sie wimmernd aus der Seite
Einen scharfen Pfeil sich wand.
Schmerzlich schrie sie auf zum Himmel,
Als sie den Geliebten sah,
Schaute dann, die Lippen regend,
Kummervollen Blicks ihn an,
Doch bevor sie reden konnte,
War ihr Herz im Tod erstarrt.
Bei der Leiche stand der Ritter
Von Entsetzen übermannt,
Denn den eignen Pfeil erkannt' er,
Der die Brust der Gattin traf,
Und zerrissen unterm Bette
Lag ein blutig Wolfsgewand.