Thů recht vnd förcht dir übel darbei.
Sihe für dich / trew ist mißlich. Traw wol ritts pferdt hin. Es ist niemand allzeit gescheid. Es ist ein übersehen auff allen dingen. Gescheide hündlin tragen die wolff auch gen holtz. Es thůt kein weiser ein kleine thorheyt. Es hilfft kein alter für thorheyt. Vil jar sind nit all weg gůt für thorheyt. Die forcht vnnd sorg ist allzeit sicher / die sicherheyt nirgent.
Zu vilsorgfellt ins kat. Zu vil fleiß fellt auff dem eiß. Einn gůten theyl diser sprichwörter / soll vns die nachuolgende Fabel außlegen vnnd an die hand geben. Ein hungeriger fuchs sahe auß seinem loch vnd höle einn gleichhungerigen Rappen von ferrem daher fliehen / Er schlich heymlich auß der höle / legt sich auff die erde gleich als were er todt / sein augen verkert er / ließ die lefftzen hangen / den hals schwencken / seinn athem zohe er diebisch in sich / die fůß strecket er von sich / den schwātz zerbreyter / verhoffend der Rapp würde über den vortheyl fallen / vnnd auff jn hungerig / als auff ein aß sitzen / dann wolt er jm ablaß sprechen. Der Kapp so des fuchs list durch vil erfarung bewußt war / trawet auch dem im schein todten fuchs nicht / flohe herzů zu erfaren obs trug oder warheyt were / Als er das nit mocht von ferrem warnemen vnnd nit zu nahend zu jm dorfft / faßt er einn steyn inn schnabel / flobe über den Fuchs hin /vnnd ließ den steyn vff jn niderfallen / Da wüschet der fuchs auff. Der Rapp sprach: Du bist ein fuchs wider einn fuchs gewesen / Ich habe gleichwol offt denen /so lagen wie du ietz / die augen außgraben. Da sprach der Fuchs: So hab ich offt deins gleichen / so ich lage wie ietz / bei dem hals erwischet. Der Rapp sprach: Wie hast du das gemeynet mit einem hungerigen Rappen zuuersůchen / weyst du nicht / daß der nüchtern hunger weise ist / vnnd weit vmbsihet: Hettest du mir voll also gestellet / so hettest du mich vil ehe gefangen / Dann füllerei nimpt das hertz hin / vnnd vertunckelt die sinne. Der Fuchs sprach: Das weyß ich fast wol / ich hab aber auch darneben gedacht / daß den weisen auch etwan ein thorheyt widerfert / vnd kein kleyne / sonder wann sie ins kat fallen / so fallen sie mit allen zehen darein. Es widerferet einem weisen keyn kleyne thorheyt. Gescheide hündlin übersehens auch etwa / daß ein wolff erwüschet / vnnd ghen holtz tregt / So werden wir mit vnsern listen auch offt gefangen / vnd ist kein spil / es ist ein übersehens darauff / So widerfert auch etwan der weißheyt durch vnsorg vnnd sicherheyt ein thorheyt. Die vernunfft leugt nicht allweg / so ist das gemůt [355] nicht allzeit gleich gesinnet vnnd geschickt.
Es seind vil weisen / vnnd mit hohen künsten begabet / durch vnfleiß verdorben / vnnd das spil übersehen / vnnd hat der thoren fleiß jhr weißheyt für troffen. Also entrint die mauß etwa durch fleiß vnnd auffmercken der katzen / Vnnd würdt die sorgloß / sicher / sonst listig vnnd weise schlang alleyn durch vnfleiß gefangen. Meynstu daß mann vergebens das gelegt garn vor der vogel augen verberge? Beduncket dich meine list ein vntrew sein / so lerne dich vor iederman huten / vnnd sihe für dich / trew ist mißlich / Gehe hin vnnd förchte dir allweg / vnnd allenthalb / biß fürsichtig / vnnd nirgent sicher / dann die gantze welt ligt vol netz vnnd strick / vonn bösen den frommen gelegt. Selig ist der allzeit forcht sam ist. Prouerb. xxiij.
Darumb ist die sicherheyt nirgent sicher / aber die sorge vnnd forcht allenthalb. Doch sol die sorge vnd forcht gemässiget sein / vnnd in dem mittel bleiben /da der tugent furt ist / Dann zuuil sorg fellt auch ins kat. Dann es greiffen nit alleyn sorglose / sonder auch zuuil fleissig händ darneben. Zu vil fleiß ist vnfleiß.