Montag
»Wenn ich montags früh erwache,
Wird mir's ganz behaglich gleich;
Montag hat so eigne Sache
In dem kleinen Wochenreich.
Denn die Predigt liegt noch ferne,
Alle Sorgen scheinen leicht;
Keiner kömmt am Montag gerne,
Sei's zur Trauung, sei's zur Beicht.
Und man darf mir's nicht verdenken,
Will ich in des Amtes Frist
Dem ein freies Stündchen schenken,
Was doch auch zu loben ist.
So erwacht denn, ihr Gesellen
Meiner fleiß'gen Jugendzeit!
Wollt' in Reih und Glied euch stellen,
Alte Bilder, eingeschneit!
Ilion will ich bekriegen,
Mit Horaz auf Reisen gehn,
Will mit Alexander siegen
Und an Memnons Säule stehn.
Oder auch vergnügt ergründen,
Was das Vaterland gebracht,
Mich mit Kant und Wolff verbünden,
Ziehn mit Laudon in die Schlacht.«
Auf der Bücherleiter traben
Sieh den Pfarrer, lustentbrannt,
[166]Sich verschanzen, sich vergraben
Unter Heft und Foliant.
Blättern sieh ihn – nicken – spüren –
Ganz versunken sitzen dann,
Daß mit einer Linie rühren
Du das Buch magst und den Mann.
Doch was kann ihn so bewegen?
Aufgeregt scheint sein Gehirn!
Und das Käppchen ganz verwegen
Drückt er hastig in die Stirn.
Nun beginnt er gar zu pfeifen,
Horch! das Lied vom Prinz Eugen;
Seinen weißen Busenstreifen
Seh' ich auf und niedergehn.
Ha, nun ist der Türk geschlagen!
Und der Pfarrer springt empor,
Höher seine Brauen ragen,
Senkrecht steht sein Pfeifenrohr.
Im Triumph muß er sich denken
Mit dem Kaiser und dem Staat,
Sieht sich selbst den Säbel schwenken,
Fühlt sich selber als Soldat.
Aber draußen klappern Tritte,
Nach dem Pfarrer fragt es hell,
Der, aus des Gefechtes Mitte,
Huscht in seinen Sessel schnell.
»Ei! das wären saubre Kunden!
Beichtkind und Kommunikant!
Hättet ihr den Pfarr gefunden
Mit dem Säbel in der Hand!«