[11] 5. Spleen

Die Welt ist groß – ich weiß es zur Genüge,
Ich habe sie durchschritten und durchschwommen;
Die Welt ist klein – ich bin zurückgekommen
Und lache meiner Argonautenzüge.
Vergebens griff ich nach dem goldnen Vließ,
Mir hat bis jetzt kein Lorbeer grünen wollen,
Und kindisch schien es mir zu grollen,
Als auch die Liebe mich verließ.
Langweilig aber fand ich's überall
Trotz heitrer Frauen, schäumender Pokale,
Und fragen darf ich ohne Wörterschwall:
Wo waren meines Herzens Ideale?
Mir ging es, wie es stets zu gehen pflegt,
Wenn Edles, Wahres sich in mir geregt,
Dann haben meine werten Zeitgenossen
Mir gleich aufs Herz geschossen;
Stets ward, was Ehrenhaftes mir passiert,
Von meinen Gönnern vornehm ignoriert,
Und wenn mich Ehrgeiz, Thatendurst gepeinigt,
Dann haben gute Freunde mich gesteinigt.
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O große Welt voll kleiner Leidenschaften,
O kleine Welt voll großer Eitelkeit,
Mit welchem Aerger sah ich weit und breit
Den gleichen Staub an unsern Sohlen haften!
Den Neid, den Wankelmut, die Heuchelei,
Den Eigendünkel, der, auf nichts begründet,
Bei jedem Druck phosphorisch sich entzündet,
Den Götzendienst, die Kriecherei.
Das Schicksal gab mir stete Fingerzeige:
Die Menschheit ist nicht schlecht – nur schwach und feige;
Es brüstet sich und stößt vergnügt ins Horn,
Wer sich gesichert glaubt auf grünem Zweige,
Und doch – zur Trauer ward zuletzt mein Zorn,
Denn leider bin auch ich vom gleichen Teige,
Weiß selbst nicht, was ich möchte oder kann;
Verfehlter Zweck, verkümmerter Genuß,
Das war der Anfang, Schwäche, Ueberdruß
Wird wohl das Ende sein, – doch wann?
Noch war ich niemals recht in meinem Gleise;
Ein jeder denkt und fühlt nach seiner Weise,
Und manchem, dem gleich mir die Arme sanken,
Hat Selbstbedauern alle Schuld verziehn.
Ich möchte meinen Gedanken,
Nüchternen, bösen Gedanken,
Ewig, ewig entfliehn.

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