Venus Mystica

»Ich möchte die Flamme umarmen!«
Aus schwerem Schlaf
in stiller Nacht
weckte mich dies Wort;
ich weiß nicht, wer es sprach;
Stimme, wer bist du?
Nackt, mit bettelnden Fingern,
weiten Armen,
mit Weibesbrüsten,
ein irrer Mund,
flehst du aus der Nacht
die große strahlende Flamme an?
Weg! sie brennt!
Trunken naht ein grauer Blick,
schwelt;
um die klare Glut
mit beiden Knieen
schlingt sich heiß ein hitziger Schooß.
Weib: so nicht!
Kalt, aufrecht seh ich
in dein rauchschwarz flackerndes Haar
[81]
die lichte Lohe fassen,
dich verzehrend.
Rein und ruhig
steigt die feurige Säule
aus der kurzen Beschattung
mit dir auf.
Stimme, so, nun darfst du
– jauchze! – die Flamme umarmen.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wohl: so hat mein Herz in Züchten
mein unzüchtig Blut bekämpft,
hat in Angst vor seinen Süchten
seine Sehnsuchtsglut gedämpft,
hat mir Sieg auf Sieg errungen,
aber Frieden, Frieden – nein!
In gespenstischen Peinigungen
lebt'ich schreckhaft, bis selbst Dein
reines Lichtgelüst mich reute,
tief in einer trüben Nacht,
die ich schlaflos so wie heute
[82]
unter Geistern zugebracht,

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