Venus Natura

Durch einen menschenleeren Garten irrend
geriet ich an ein Pfauenpaar; der Pfau
stand mit gespreiztem Rad vor seiner Frau,
die Flügel tief gesträubt, von Lichtern flirrend.
So stand er kreisend, sich die Henne kirrend,
und bannte sie zu feierlicher Schau;
starr federte das goldne Grün und Blau
des steilen Schweifes, vor Erregung klirrend.
Jetzt überfällt er sie, und seine Zier
peitscht wild die Luft, die heiße; funkelnd spaltet
[64]
der Radsaum seine Speichen, daß sich mir
der Gartenkreis zum Paradies gestaltet –
O Mensch, wie herrlich ist das Tier,
wenn es sich ganz als Tier entfaltet! –
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Denn der Mensch: der eignen Notdurft Spötter,
ja, so war seit je ein Halbgott er.
Schob er seinen Ursprung drum auf Götter:
Mensch noch nicht, und Tier nicht mehr?!
Wo ich hinsah, äfften sich Begierden,
die sich ihrer nackten Herkunft schämten,
Brünste, die mit schlangenhäutigen Zierden
ihre tückische Unvernunft verbrämten.
Eine ungeheure Tollsuchtwildnis
dünkte mir der ganze Schöpfungsplan,
mittendrin der Menschheit tönern Bildnis
mit dem Stempel: reif zum Größenwahn.
O vermöchte jene Zeit der Schrecken
[65]
meinen Dünkel immerfort zu dämpfen!
Wieviel Ekel mußt ich schmecken,
wie verbissen mit dir kämpfen,

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