Schwindender Mond
9
Bleich von Phosphor grünt die Stille.
Hochauf jagen starr eisfahl die Wände.
Schwarz am weißen Kluftrand brennt die Äthernacht.
Kupferfeurig einer roten Scheibe Bogen
Schwillt am weißen Schachtsaum,
Und die wilde Röte leckt
Murmelnd an dem blassen Eis.
Auf der höchsten blanken Klippenstufe
Zittert irisviolett eine dünne Tojablüte.
Weiße Fühler aus den rosigen Schuppen
Züngeln, tasten schlank gereckt
Nach der Glut der roten Scheibe.
10
Sieh, mein Liebling, unsere blaue Flamme
Blüht mattdünn, gespalten in zwei schwachen Blättern.
Feuerkeime sinken von der roten Scheibe.
[62]Jener rote Bogen in dem schwarzen Äther
Ist die Erde.
11
Schon zur Hälfte überflutet
Schweres Rot den schwarzen Mund des Schachtes.
Schwarze Ströme rollen nieder.
Dunkel welkt die grüne Stille,
Und der weiße See erlischt aschendüster.
Stumpf wälzt der trübe Spiegel
Grau zerwühlt mein Silberbild.
12
Tief in grauerloschnen Gründen
Kochen wetterfahl die erznen Seen.
Eisenwellen sträuben schwarzen Schaum.
Mit den blauen Schatten wandeln wir,
Bleich in bleichem Kreise um die dunklen Ufer.
Alle, die einst lächelnd vor dem eignen Bilde knieten,
Seufzen einsam.
Rot in heiserm Scharlachschrei
Schwillt die Feuerscheibe lauter.
Rot in Tropfen zünden sich Pupillen.
Und die Schatten recken sich gerötet.
Hoch aus schwarzem Äther
Rollt die Feuerblüte näher.
13
Schwarze Kohlenäste sprießen,
Sprühen Asche auf das bleiche Eiland.
Ätherrauch erstickt das helle Eis.
Ferner rinnt das Singen welker Blüten.
[63]
Du mein dunkles Bild, grau versengt,
Müde löschen deine Augen,
Müde glimmst du in dem welken Licht.
Rot aus meinem Blute brechen
Feuerflügel, greifen nach den roten nahen Ufern.
14
Sacht ein letzter weißer Klang
Schwingt in schmalem, dünnem Bogen
Über lavadunklen Bergen
Und
Verklingt.
Schmal in grauem Schweigen
Zieht auf dünnen Nebeladern
Blaß ein Schatten in die Schatten.