[Im Prunkgemach, worin die kühle Luft]
[175] Der Dichter Asmai erzählt:
Im Prunkgemach, worin die kühle Luft
Durchwonniget von reichem Ambraduft,
Da ruhten in behaglichem Verein
Drei schöne Kinder traulich und allein,
Und man beschloß, geheime, zarte Sachen
Im Wettgesange reimend kund zu machen;
Ein Beutel Goldes sollte für den Sieg
Und ich der Richter sein in diesem Krieg.
Nicht ohne Scheu sofort zum Anbeginn
Verkündete die erste Sängerin:
»Ich schlummerte; da nahte meine Lust
Und weckte nicht – o trauriger Verlust!«
Die andere, nicht ohne Rückbehalt,
Entschleierte sich im Sange dergestalt:
»Mit meinem Freund im Traume koset' ich;
O träumte mir so schön allewiglich!«
Nun kam die Reih' auch an die dritte Schöne,
Und es verriethen ihre Silbertöne:
»Sink' ich dahin in seinem Arme süß,
Mein Lager wird zum Rosenparadies.«
Drauf hat man eine Sklavin abgesendet
Und mir die Verse sämmtlich eingehändet.
Ich krönte rasch den dritten Wettgesang,
Denn holde Wahrheit athmete sein Klang.
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Noch aber ist die Mähre nicht geendet;
Bald wurde mir noch etwas eingehändet;
Ein Beutel mit Dukaten ward gesendet.
Die Siegerin, was ich ihr zugewendet
Durch meinen Spruch, das hat sie mir gespendet.