[225] [229]Lettisch-Litthauische Volkspoesie

Es nahm der Mond die Sonne;
'S war eine große Hochzeit;
Es schwamm in eitel Wonne
Der hochbeglückte Mond.
Ein herrliches Exempel
Der ehelichen Treue
Den Gatten auf der Erde
Gab dazumal der Mond.
Nicht von der Stelle wich er,
So lang die Sonn' im Hause,
Doch ging die Sonn' auf Reisen,
So ging mit ihr der Mond. –
Der Ehebund ward älter,
Der Gatte wurde kälter,
Und ging die Sonn' auf Reisen,
Zu Hause blieb der Mond.
Doch wenn die Sonne ruhte,
Da schlich die leisen Pfade,
Den Morgenstern zu küssen
Die ganze Nacht der Mond.
[229]
Darob ergrimmte Perkun
Und hieb mit seinem Eisen
Entzwei ohn' alle Gnade
Das Angesicht dem Mond.

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