An Regina Voglerin, verwittibte Oederin zum Namenstage

Ihr habt euch ja, Frau Muhm, des Trauerns nun entschlagen,
Laßt ruhen, was schon tod den langen Ruhtag hält,
Vnd habet eure Seel in Gottes Hand gestellt.
Wohlan! so müsst ihr nun auch nach Ergetzung fragen.
Und seht, das Morgenlicht wird euern Namen tragen.
Entreißt euch recht der Pein, die Sinn und Leben fällt,
Treibt alles Ungemach in eine fremde Welt.
Wir Freunde kommen, euch ein Lust Mahl anzusagen.
Nehmt von uns allen hin für eure werthe Hand
Ein Zeugnüß unsrer Gunst dies schlecht gewundne Band,
Doch mehr, ein treues Hertz, sucht bald euch loß zu machen.
Seht einst den trüben Herbst, der jetzt auch SonnenSchein
Nach vielem Regen giebt. Der Mensch kan einst der Pein,
Die sich fast stündlich häuft, auch wohl zu Zeiten lachen.

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