Incolumi Principe cuncta valent. Oder Der höchst-erfrewliche Geburts-Tag Sr. Churfürstl. Durchl.

6/16. Horn. 1656.


Leut' im Lande sind verhanden,
Die durch ihr Gebeht allein
Wider diesen Riß gestanden,
Gott mag wissen wer sie seyn,
Daß das wilde Krieges-Schwerdt
Uns nicht gäntzlich hat verheert,
Und der Fried' in deinen Sinnen,
Welche Gott lenckt jederzeit,
Müß', O Churfürst, Raum gewinnen,
Und du unsre Sicherheit
Höher warlich hast geschätzt
Als was in der Welt ergetzt.
Mehr ist leben weder sterben,
Mehr die Sonne weder Nacht:
Auch nur einen Fried' erwerben
Geht für tausend Siege Pracht,
Die, auch sind sie noch so gut,
Sind gefärbt mit Menschen-Blut,
Sind besprengt mit Angst und Zähren,
Die der Waffen Zwang erzwingt,
Der itzt Krieger muß ernehren,
Was das Recht dawider singt,
Und das Christenthum, das nun
Längst nicht mehr besteht im Thun.
Laß den Phrath und Ganges fliessen
Unter Alexanders Macht,
Laß die Römer Blut vergiessen,
Biß sich still ihr stoltzer Pracht
Und der Laster Ubermuth
Selbst sie in die Knechtschafft thut,
Daß sie mit den Bürger-kriegen
Ihnen selbst sind Bann und Tod,
Sich für einen Nero schmiegen,
Und zuletzt der Wend' und Goht
Machet, daß ihr edles Reich
Kaum sieht einem Schatten gleich.
[243]
Rührt der Riesen Ungehewer
Gleich den Himmel selber an,
Jupiter behält sein Fewer,
Das sie leichtlich stürtzen kan,
Und wie hoch die Cedern seyn,
Keine ragt doch Sternen ein.
Gott der wolle dich, Held, stärcken,
Daß du ihm gewehrest Trew,
Und von deinen besten Wercken
Unschuld, Recht und Friede sey,
Daß nicht Unrecht noch Gewalt,
Herr, umb dich find' Auffenthalt,
Daß, wenn du nach späten Jahren
Aller Welt und Ehren satt
In die Ewigkeit wilst fahren,
Keine Blut- und Frevel-That,
Sondern Reinigheit und Lust
Deinem Hertzen sey bewust.
Gnug sind Länder, gnug sind Leute,
Welche Gott dir unterthan,
Darffst nicht sehn nach frembder Beute,
Nimm dich deines Volckes an,
Laß sie, als du thust, mit Schein
Ruh' und Heil gekrönet seyn,
Daß der Gottesdienst nicht liege,
Die Gerechtigkeit und Zucht
Aller Laster Schaar besiege,
Und die Kunst von ihrer Flucht
Umbkehr' und durch freye Hand
Komm' in ihren alten Stand.
Dieses thun, die Wünsche zwingen
Und durch einen schönen Krieg
Selbst mit seinen Lüsten ringen,
Das gebieret bessern Sieg,
Als wenn Ost und West allein
Dir gehorsam müsten seyn.
Fürsten bergen ihr Gemüte,
Gott ergründet sie allein,
Gleichwol können deiner Güte
Mehr als tausend Zeugen seyn,
Keiner der mit Billigheit
Dich nur einer Boßheit zeiht.
Du wirst nicht die Augen weiden,
Wenn der Ancker einem bricht,
Diß ist auch in unserm Leiden
Was, nechst Gott, uns Trost verspricht,
Daß bey dieser Zeiten List,
Herr, dein Hertz auffrichtig ist
Und es gnädig mit uns meinet,
Welches sattsam aus der Last,
Die uns newlich druckte, scheinet,
Wie empfandst du keine Rast,
Also daß schier die Gefahr
Deine mehr als unsre war.
Rittest du nicht hin und wieder
Wie bey Tage so bey Nacht,
Selten warff ein Schlaff dich nieder,
Namst die Wachen selbst in acht,
Hast die Wälle selbst berannt
Und die Einfäll' abgewandt?
Deiner selbst nicht wargenommen,
Nichts gegeben auff den Frost,
Bist aus keinen Kleidern kommen,
Hast genommen schlechte Kost
Und auch dieses auff der Flucht?
Mars hält selbst kaum solche Zucht,
Wenn er streicht mit den Odrysen
Durch das harte Thracer-Feld
Und auff Hebrus kahlen Wiesen
Mit bereifften Rossen hält,
Oder färbet mit dem Blut
Seiner Feinde Strymons Fluth.
[244]
Sollen wir uns denn nicht frewen,
Grosser Churfürst, über dir?
Nicht zu Gott von Hertzen schreyen
Für dein Leben, Hoheit, Zier,
Jetzt da Phoebus zu uns dringt
Und uns dein Geburts-Fest bringt?
Einen Tag, den wir zusammen,
Denen lieb ist Hals und Gut,
Billig durch der Andacht Flammen
Und des wahren Danckes Glut
Feyren, den der Orgeln Schall
Billig klinget überall.
Haben wir es nicht von nöhten?
Das hat Mars uns wol gezeigt.
Auff, ihr Redner und Poeten,
Jetzund singet, nachmals schweigt,
Singt! wenn sich der Krieg empört,
Seyd ihr warlich schlecht gehört.
Danckt dem Höchsten, rühmt den Helden,
Der den Mund uns auffgethan,
Daß wir etwas können melden,
Der uns machet Lufft und Bahn,
Und ohn den wir überein
Könten, was die Wild' ist, seyn.
Sind die Lieder noch nicht nütze,
Löse die gedritte Stadt
Allen Donner der Geschütze
Die sie auff den Wällen hat,
Dieses wird uns besser seyn
Als, bricht wo ein Feind herein,
Wenn man auff ihn Fewer geben
Und dem Anfall wehren soll,
Daß die starcken Zimmer beben,
Und wir sämptlich Schreckens voll
Einig auff den Höchsten sehn,
Als sey es umb uns geschehn.
Herr, nach den betrübten Stunden,
Nach den Sorgen, welche wir
Und für allen Du empfunden,
Sey dein Tag erfreulich dir,
Und geneus der Ruh' und Rast,
Die Du selbst gestifftet hast.
Dann erst scheint die Sonne besser,
Wenn es lang geregnet hat,
Dann erquicket ein Gewässer,
Wenn nun brennen Feld und Sat,
Und der Hunger heisst allein
Schlechtes Brodt auch Honig seyn.
Sie auch lässet Gott genesen,
Sie die grosse Churfürstinn,
Die so hertzlich kranck gewesen,
Legt die Schwachheit mercklich hin,
Auch ergetzt sich Carl Aemil
Schon an seinem Tockenspiel,
Geht, und ob die Wort ihm brechen,
Lernet er doch mit der Zeit
Schon den grossen Vater sprechen
Auch die Mutter allbereit,
Er, der eben heut' ein Jahr
Meinem Liede willkomm war,
Deß Geburt ich hie vernommen
Und den hie mein Reim gegrüsst,
Eh' er an die Welt gekommen
Und die Eltern ihn geküsst,
Welcher Weissag, Glück und Ruhm
Ewig bleibt mein Eigenthum.
Leb', o Kind, des Himmels Güte
Schenckt Dir was dein Vater hat,
Seine Macht und sein Gemühte,
Seine Gnad' und grossen Raht,
Wie Ihr habt nicht ohngefehr
Ein Geburts-Fest, Du und Er.

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