37.
An des Amyntas Bruder
Das seelige Landleben
Was wiltu in der Stadt, mein liebster Freund, gewinnen,
Der du so fromm und deutsch an Mund und Hertzen bist:
Du kanst dein liebes Weib dem Nachbar nicht vergünnen:
Den etwan die Frantzoß auff allen Seiten frist.
Du kanst die Leute nicht biß in den Himmel heben,
Die Honig auff dem Mund und Gall im Hertzen führn:
Du kanst denselben nicht Gemach und Bette geben,
Die ihren frechen Leib an härne stricke schnürn.
Du kanst biß auff das Blut dein Mündlein nicht beklauben,
Und armer Waysen Haab in deinen Nutzen ziehn:
Du kanst nicht alle Wort auff andre Meinung schrauben,
Und mit Verrätherey den Henckers Knecht bemühn:
Du kanst nicht wie ein Alb auff unsern Weibern kleben,
Und wie ein Drescher pflegt, die kalten Mütter bähn:
Von was wiltu dich nährn? Von was denckstu zu leben?
Bleib. Dann im Fall du zeuchst, ist es mit dir geschehn.