16.
Vollbrütig, Gutthätig
An einen gefräßigen Polyphemus
Wenn man dich sieht als wie ein Ungeheuer kommen,
Vor dem die Thüren, Bänck und Tische gantz verstummen,
Da flucht der Koch, ja selbst die Bräter schrumpffen ein,
Denn du solst seine Furcht und ihr Erschrecknüß seyn.
Und nicht umbsonst; denn so du frist, so kan dein Magen
Mehr Fleisch, als Pohlen vor auff Schweidnitz trieb, ertragen,
Und wenn du saüffst, so rinnt durch deiner Gurgel Schlauch
Das Faß von Heidelberg in den so tieffen Bauch.
Als weit du reichst, wo du die Taffel kanst bebrütten,
Da sieht es wüster aus, als in den Bauerhütten:
Die bey uns Wirth und Vieh und Körner ledig seyn,
Was nicht der Schlund, das ziehn drauff beyde Diebsäck ein.
Wann du als eine Bach im brüchiglosen Wasen,
Den die Vollbrätigkeit vergruntzt und auffgeblasen:
So stürtzt dein satter Wanst den Vorrath wieder aus,
Mit dem dein Wirth versieht die Mast Schwein unterm Hauß.
Es hat sich sehr genarrt, der dich zum Hunger leiden
In unsre Pest gelegt, du bist zu unbescheiden:
Ob die Besatzung gleich mit uns umschloßen ist,
Sperrst du dich wie ein Wolff, wo du es rauchen siehst.
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Als du dich in den Tisch, da, wo ich war, gefunden,
Und Krüg und Schüßeln leer, als weit ich sahe, stunden,
Mein lieber Polyphem! Da nahm ich meinen Bauch
Und gieng davon und dacht: Er frist dich endlich auch.