Morgenlied 3 eines Bauermanns,
mit Anmerkungen von meinem Vetter
darin er mich zum besten hat.
Da kömmt die liebe
4 Sonne wieder,
5Da kömmt sie wieder her!
6Sie schlummert nicht
7 und wird nicht müder,
8Und läuft doch immer sehr
9Sie ist ein sonderliches Wesen;
10Wenn's morgens
11 auf sie geht,
[104]Freut sich der Mensch und ist genesen
12Von ihr kommt Segen und Gedeihen,
14Sie macht die Saat so grün,
15Sie macht das weite Feld sich neuen,
16Und meine Bäume blühn.
17Und meine Kinder
18 spielen drunter,
Und tanzen ihren Reihn,
19Sind frisch und rund und rot und munter,
20Und das macht all ihr Schein.
21Was hab ich dir getan du Sonne!
Daß mir das widerfährt?
22 [105]Bringst jeden Tag mir neue Wonne,
23Und bin's fürwahr nicht wert.
24Du hast nicht menschliche Gebärde,
25Du issest nicht wie wir;
26Sonst holt ich gleich von meiner Herde
Ein Lamm
27 und brächt es dir,
Und stünd und schmeichelte von ferne:
28»Iß und erquicke dich,
29Iß
30 liebe Sonn, ich geb es gerne,
31Und willst du mehr, so sprich.«
32Gott in dem blauen Himmel oben
33Gott denn belohn es dir!
34Ich aber will im Herzen loben
35Von deiner Güt und Zier.
36[106]Und weil wir ihn nicht sehen können,
37Will ich
wahrnehmen sein,
38Und an dem edlen Werk erkennen
39Wie freundlich
40 er muß sein!
Oh! bis mir denn willkommen heute,
Bis willkomm schöner Held!
41Und segn
42 uns arme
43 Bauersleute,
Und unser Haus und Feld.
44Bring unserm König heut auch Freude,
45Segn ihn und tu ihm nichts zuleide,
47Und mach ihn mild wie du!
48;
[107]