a) Das von dem Schneider und dem Elefanten
in Surate
Vorläufig muß ich sagen, daß hier die Rede von einem asiatischen Schneider sei der von den europäischen ganz verschieden ist. Ich habe einen nahen Anverwandten der 'n Schneider ist; der möchte sonst meinen, daß ich ihn und sein löbliches Handwerk beleidigen wollte, und das will ich nicht.
Der Elefant saß also an der Tür und der Schneider ward zur Tränke getrieben – umgekehrt! Der Elefant ward zur Tränke getrieben, [154] und der Schneider saß an der Tür und hatte Äpfel neben sich stehen; und als der Elefant an die Äpfel kam, stand er stille, streckte seinen Rüssel hin und holte einen nach dem andern weg. Der Schneider wollte die Äpfel lieber selbst essen, und als der Rüssel wieder kam, stach er mit seiner Nadel hinein und der Elefant sagte 'P''r''r''r''r''rm, und ging weiter zur Tränke, trank sich satt, und nahm einen Rüssel voll Wasser mit zurück. Und als er wieder an den Schneider kam, stellte er sich grade vor ihm hin und blies ihm das Wasser ins Gesicht und über den ganzen Leib, und ging weg.
Die Herren Menschen könnten von dem Elefanten etwas lernen, und sollten, wenn sie sich doch 'nmal rächen wollten, ihren Rüssel, wie er, nur voll Wasser nehmen; das wäre nicht ganz geschenkt, und Arm' und Beine blieben ganz. Sie dünken sich so doch mehr als Elefanten, und sind's auch. Ja wohl, die Menschen sind mehr als alle Tiere, das ist leicht zu beweisen wie folget:
»Die Biber und Elefanten werden für die klügsten unter allen Tieren gehalten; nun hat man aber, zu geschweigen daß bei beiden Tierarten nicht die geringste Spur von Subskription zu finden ist, niemals gehört, daß 'n Elefant einen Hexameter gemacht, oder die Biber einen Musenalmanach herausgegeben hätten. Beides vermögen aber die Menschen; sie haben schon viele Tausend Hexameter gemacht, und geben alljährlich an die sieben Musenalmanachs heraus, und der von Johann Heinrich Voß bei Carl Bohn soll bis dato der prinzipalste von allen sein; und also ist der Mensch prinzipaler als alle Tiere.«
Vor einiger Zeit beehrte mich ein Herr Subskribent mit einem Briefe, klagte darin über den Verfall des vaterländischen Briefstils und wünschte in dem Subskriptionsbüchel eine Abhandlung über den Briefstil und seine verschiedene Gattungen zu lesen. Er war so gut zu meiner großen Beschämung noch hinzuzusetzen, wie er glaube, daß ich der rechte Mann dazu sei, wenn ich nur wollte. Warum sollte ich nicht wollen? Wenn ich meinem Vaterlande dienen kann, von Herzen gerne!