[280] Ephemeris
Ich seh' die kleinen Eulchen schweben,
Die man Ephemeris sonst heisst;
Die einen eintz'gen Tag nur leben.
Bey dem Geschöpfe denckt mein Geist:
Wie flüchtig ist doch eure Zeit!
Bey ihr scheint unsre fast ein Theil der Ewigkeit:
Was Stunden bey uns sind, sind euch ja kaum Secunden:
Was unsre Jahre sind, sind eure Viertel-Stunden.
Da aber dieses Thier, indem es munter flieget,
Dem Ansehn nach, vergnügt ist und sich freut;
So hat es, ungeacht't der kurtzen Lebens-Zeit,
Sich länger auf der Welt, als mancher Mensch, vergnüget.