Lied, in Abwesenheit des Geliebten zu singen

Teuthold, mein Trauter, ist gangen von hier,
Wälder und Berge verbergen ihn mir;
Sonst wohl erzielte noch fern ihn mein Blick:
Winkt' ich, dann winkt' er mir wieder zurück.
Säh' ich ihn jetzt des Maienmonds freu'n,
Wäre die Hälfte der Freuden auch mein;
Pflückt' er ein Blümchen, so pflückt' er es mir;
Säng' er ein Liedchen, so säng' er es mir.
Säh' ich ihn wandeln im traulichen Wald,
Hört' ich des Sehnenden Seufzen gar bald:
Liebend, allliebend umfing ich ihn dann,
Schmiegt' an den Trauten mich inniglich an.
Hätt' ich, o hätt' ich doch Feengewalt,
Mich zu verwandeln in jede Gestalt,
Könnt' ich ihm spielen manch' wunderlich Spiel,
O, wie genöss' ich der Freuden so viel!
Ging' er stilldenkend am kühlenden Bach,
Schwämm' ihm ein Blümchen Vergißmeinnicht nach;
Hascht' er das Blümchen, und nähm' es zu sich,
Hätt' er in liebenden Händen dann mich.
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Sucht er im Schatten der Linde sich Ruh'
Deckt' ich mit duftenden Blättern ihn zu;
Ging er auf Blumengefilden einher,
Flög' ich als Schmetterling rund um ihn her.
Fügt' er zu Büchern in's Kämmerlein sich,
Setzt' ich an's Fenster als Nachtigall mich,
Sänge sein eigenes Liedchen ihm vor:
Würd' er nicht lauschen und spitzen sein Ohr?
Brächte mein liebendes, sehnendes Ach
Doch ein gefälliger Zephyr ihm nach!
Wäre nur leicht und geflügelt mein Kuß,
Brächt' er wohl stündlich ihm freundlichen Gruß.

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