501. Frau Holle und der treue Eckart

Unter Benshausen liegt der Stadtflecken Schwarza, durch den zog einstmals zur Weihnachtszeit die Frau Holle mit ihrem wütenden Heere, voran aber ging der treue Eckart und warnte die Leute, im Wege zu bleiben, damit ihnen kein Leides geschehe, denn das Heer nahm die ganze Wegbreite ein, und auf den die Larven stießen, dem erging es nicht gut. Da nun der Schwarm durch den [349] Ort gebraust war, kamen zwei Knaben des Weges, die trugen Krüge voll Bier, das hatten sie auf dem Köhler geholt, einem Wirtshaus mit Mühle, gleich am Wege, eine Strecke unter Schwarza, allwo es immer gutes Bier gibt, und ist viele Einkehr daselbst. Diese Knaben hieß der treue Eckart auch zur Seite treten, und sie drückten sich furchtsam seitab; gleichwohl wurden sie doch wahrgenommen, und da die wilden Jäger immer Durst haben, so traten einige der Furien zu ihnen, entnahmen ihnen die Krüge und züllten ihnen das Bier aus. Darüber waren hernach die Knaben sehr bekümmert, denn sie fürchteten daheim Schläge, wenn sie kein Bier brächten, und hatten doch kein Geld, anderes zu holen, aber auf einmal stand der treue Eckart wieder bei ihnen und sprach: Seid nur getrost, ihr Jungen; es war gut, daß ihr das Bier freiwillig hergetan, sonst stände es jetzt schlecht um eure Hälse. Geht nur immer getrost heim mit euern Krügen, sagt aber binnen drei Tagen keiner Seele etwas von dem, was euch heint abend begegnet. Wie nun die Knaben heimkamen, waren die Krüge voll und schwer und war ein Bier darin, wie solches die Mannen zu Schwarza noch nie getrunken, just wie englisch Öl (Ale), als wär' es in Tölz gebraut, was aber das Beste und Wundersamste war, die Krüge wurden nicht leer, sie gaben fort und fort Bier her, das war eine ganz prächtige Sache – bis die drei Tage um waren und die Knaben ihr Schweigen brachen. Da war's alle.

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