721. Der goldne Degen im Mordhügel

Bei dem Dorfe Milz ohnweit Römhild liegt ein ganz runder, spitziger Hügel, darinnen soll noch ein güldener Degen bis auf den heutigen Tag stecken. Und zur Nachtzeit, wenn noch ein Wanderer am Hügel vorübergeht, erscheint ihm ein Reiter, dessen Pferd und er selbst ohne Kopf ist; der Wanderer eilt dann mit Grausen vorüber und erinnert sich an die schaurige Geschichte. Es war nämlich im Dreißigjährigen Krieg ein Hauptmann, der einen Bund mit dem Teufel gemacht hatte, und für das Verschreiben seiner armen Seele bekam er von ihm einen goldenen Degen, der in den Gluten der Hölle gehärtet war. Nie konnte er überwältigt werden, auch das größte Heer vermochte es nicht, solange er nur den Degen in der Hand hatte. Einst ritt dieser Feldhauptmann auf den obigen Hügel, um die Gegend zu überschauen, da nahte sich ihm ein Heer feindlicher Reiter und umzingelte den Hügel. Sie machten sich hinauf und hieben sich lange Zeit baß mit ihm herum; da traf sich’s, daß endlich einer durch einen glücklichen Streich des Pferdes Kopf abhieb, der Hauptmann fiel, weil das Pferd stürzte, herunter, und im Fallen entfiel ihm der Degen. Da sprang der, so des Rosses Kopf abgehauen hatte, schnell hinzu, und durch einen zweiten Hieb sank auch der Kopf des Hauptmanns herab. Darauf beraubten sie ihn des Geldes und aller [474] Kleinodien, die er, nebst vielen kostbaren Edelsteinen, bei sich trug, und begruben ihn endlich auf diesem Hügel. Den Degen aber steckten sie mit der Spitze auf den toten Reiter, als er auf seinem Roß in der Grube lag; denn keiner wollte ihn, da er vom Teufel stammte, behalten, und dann warfen sie alles tief mit Erde zu. Daher wird heute der Hügel noch der Mordhügel genannt und von ihm die Sage erzählt mit dem Reiter ohne Kopf.

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