711. Neunerlei Dinge

Zu Koburg ist mit neunerlei Dingen manch abergläubischer Brauch geübt worden. Einige Edeljungfräulein stellten neunerlei Essen auf, und zwar in der Christnacht, damit wollten sie zuwege bringen, ihre Liebhaber zu erschauen, und diese erschienen auch, aber jeder brachte ein Messer mit, und die Jungfrauen liefen erschrocken und schreiend davon. Einer warf den Entfliehenden sein Messer nach, eine der Jungfrauen sah sich um, blickte den Werfenden an und hob das Messer auf. Diese bekam dann auch denselben Mann, dessen Gestalt ihr erschienen war; aber nicht immer glückte es so. Mancher Jungfrau, die sich solchen Zauberdinges unterfing, erschien ein unwillkommener Liebster, der blasse Tod, setzte sein Stundenglas vor sie hin, und sie mußte prophetisch schauen, wie ihr Leben rasch und noch im Jahreslaufe verrann.

Andere Jungfern daselbst nahmen, auch am Christabend, neunerlei Holz, das zündeten sie an, dann entkleidete sich die eine, zog zuletzt auch noch ihr Hemde aus, warf es vor die Stubentüre, setzte sich an das Feuerlein aus neunerlei Holz und sprach:


Hier sitz’ ich splitterfasernackt und bloß;

Wenn doch mein Liebster käme

Und würfe mir mein Hemde in den Schoß. –


[469] Und da schaute ein Mannsbild zur Türe herein und warf das Hemde. Das war der nachherige Freund der Magd. Jetzt hatten die andern nichts eiliger, als ihrer Freundin es nachzutun, jede wollte die erste sein, warfen ihre Hemden auch vor die Türe der Stube und setzten sich um das Feuerlein; nun aber kamen die entrückten Geister der Liebhaber alle auf einmal und begannen draußen gräßlichen Lärm und Hader, daß den Mägden himmelangst wurde. Schnell löschten sie das Feuer aus neunerlei Holz, und keine wagte die Türe zu öffnen. Sie krochen ohne Hemden in die Betten. Am andern Morgen fanden sie vor der Türe ihre Hemden all durcheinandergewirrt, und jedes in Fetzen. Keine bekam einen Mann.

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