342. Hunde verschmähen Brot

Es geht ein gemeines Sprüchwort, wenn man von einem recht geringschätzig redet: Er ist so schlecht, daß kein Bettler einen Pfennig und kein Hund [243] ein Stück Brot von ihm nimmt. Das schreibt sich her von den durch den Fluch der Kirche Gebannten. In der Altmark war ein reicher Graf des Namens Heinrich, manche sagen von Gardelegen, andere von Osterburg. Der war ein schlimmer Herr von Jugend auf und machte auch dem Hochstift Magdeburg viel zu schaffen. Da tat ihn endlich der Erzbischof dieses Hochstifts in den Bann. Des lachte und spottete Graf Heinrich über die Maßen und däuchte ihm lächerlich – allein bald fühlte er mehr und mehr die entsetzliche Wucht des Kirchenbannes. Als ihm die Türen der Kirchen und Kapellen verschlossen blieben, als in seinem Gebiet keine Glocke mehr läutete, als die Menschen ihn mieden, seine Diener von ihm zogen, keine Hand sich regte, ihm auch nur einen Trunk Wasser zu bieten, da ward ihm wunderlich zu Sinne. Die Menschen sind unvernünftig, sprach er, da lob' ich mir die Tiere. Wahrlich, ich glaube, die Hunde haben mehr Vernunft. Und nahm Brot und lockte die Hunde und brach ihnen das Brot – aber die Hunde nahmen es nicht, mocht' er es ihnen vorwerfen oder in der Hand reichen. Da erkannte der Graf, was es mit dem Bann Schweres auf sich habe, bereute seine Sünden und büßte sie, indem er gelobte, zu Stendal einen herrlichen Dom zu bauen. Da ward sein Bann gelöst und der Dom zu Stendal erbaut, schön und kunstvoll.

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