212. Gespenst in der Mauer.
Als im Jahr 1796 die Neufranken aus Durlach abzogen, vermißten sie ihren Rechner nebst dem Gelde, und glaubten, er sei damit durchgegangen. Mehrere Jahre darauf starb der herrschaftliche Oberküferknecht, welcher plötzlich auf unbekannte Art reich geworden war. Nachdem er begraben, sah man ihn, jeden Abend nach der Betglocke, aus seinem Haus in der Mittelstraße treten, mit einer Butte auf dem Rücken in die Kellerei zur Dunggrube gehen und dann wieder heimkehren. Dies veranlaßte endlich die Ausräumung dieser Grube, worin [194] ein Erschlagener gefunden und an den Rockknöpfen als der vermißte Neufranke erkannt wurde. Jetzt wußte man, daß derselbe vom Küferknecht getödtet und in die Dunggrube versteckt worden sei; man durchsuchte des letztern Haus und fand hinterm Schornstein noch einen Theil des geraubten Geldes. Von nun an ging das Gespenst ausschließlich in der Kellerei um, wo der Ermordete gewohnt und seinen Tod gefunden hatte. Um den Spuk los zu werden, berief man den Durlacher Schornsteinfeger, der den Geist in den untern Vielbruch brachte. In diesem Walde zeigte sich derselbe gewöhnlich mit Schurzfell und Schlägel, führte häufig die Vorübergehenden irre, gab ihnen Ohrfeigen, oder zwang sie, ihn eine Strecke fortzuhuckeln. Nachdem darüber Klagen entstanden, ward er in den obern Vielbruch, und, als er auch hier die Leute plagte und sich in sein Eigenthum wünschte, in seinen Weinberg am Lerchenweg getragen und dort eingemauert. Zwar wischte er, als nach etlichen Jahren die Mauer einfiel, heraus, allein er war bald wieder darin eingeschlossen und ist es seitdem auch geblieben. Sein dumpfes Gebrüll wird manchmal von Vorbeigehenden vernommen.