367. Doktor Faust zu Boxberg.

Als Doktor Faust in Heilbronn verweilte und sich mit seinen losen Künsten in der ganzen Gegend umhertrieb, kam er auch öfters auf die Burg Boxberg, wo er stets gastliche Aufnahme fand. Einst an einem kalten Wintertag lustwandelte er mit den Frauen des Schlosses in den Gartengängen an der Ostseite der Burg, und als jene über Kälte klagten, ließ er gleich die Sonne warm scheinen, den schneebedeckten Boden grünen und [327] die schönsten Veilchen aller Art daraus hervorsprossen. Dann blühten auf sein Geheiß die Bäume, und es reiften daran, nach dem Wunsche der Frauen, Aepfel, Pfirsiche und Pflaumen. Endlich ließ er Weinstöcke wachsen und Trauben tragen und forderte jede seiner Begleiterinnen auf, sich eine Traube abzuschneiden, aber nicht eher, als bis er dazu das Zeichen gebe. Als sie zum Schneiden fertig waren, nahm er die Verblendung von ihnen, und sie sahen nun, daß jede sich das Messer an die Nase gesetzt hatte. Der Theil des Gartens, wo alles dies geschehen, wird seit jener Zeit der Veilchengarten genannt.

Ein anderes Mal verließ Doktor Faust mittags um dreiviertel auf zwölf das Boxberger Schloß, um Schlag zwölf Uhr bei einem Gelag in Heilbronn zu sein. Er setzte sich in seinen mit vier Rappen bespannten Wagen und fuhr wie der Wind davon, so daß er richtig um zwölf in Heilbronn eintraf. Ein Arbeiter auf dem Feld hatte gesehen, daß gehörnte Geister vor dem Wagen den Weg eben pflasterten, und andere hinter ihm die Steine wieder aufrissen und entfernten und jede Spur dieses Pflasters vertilgten.

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