105. Geld, durch das Christoffelsgebet beigeschafft.

In Grafenhausen bei Mahlberg verabredeten sich vier Männer, das Christoffelsgebet zu sprechen, um vom Teufel Geld zu erhalten. Zu dem Ende kamen sie, dreizehn Nächte hintereinander, im Hause des einen zusammen [93] und beteten stets zwei Stunden lang, ohne sich durch das jedesmalige Getös an den Fenstern und Thüren, oder durch das Feuer stören zu lassen, in dem einmal das Haus zu stehen schien. Außer dem Gebete durften sie nichts sprechen, und wenn während desselben von jemand Beherbergung im Haus begehrt worden wäre, hätte sie ihm gewährt werden müssen. Als sie in der vierzehnten Nacht beisammen waren, kam, ehe sie zu beten angefangen, ein Fremder mit einem sehr großen Felleisen und bat um Obdach im Hause. Da die Männer in dieser Nacht den Teufel mit dem Geld erwarteten, so war der Gast ihnen ungelegen, weßhalb sie ihn in des Nachbars Haus wiesen, wohin er auch, aber erst nach langem Widerstreben, sich begab. Dort aß er mit den Leuten zu Nacht und legte sich dann, statt ins Bett, unausgezogen auf den Boden, indem er sein Felleisen als Kopfkissen gebrauchte. Am Morgen war er spurlos verschwunden; nur das Felleisen hatte er zurückgelassen, und als die Hausleute es öffneten, fanden sie es ganz mit Geld gefüllt. In der Freude über den gewonnenen Schatz plauderten sie die Sache aus; worauf die vier Männer, welche in jener Nacht nichts erhalten hatten, auf das Geld, als ihnen bestimmt, Anspruch machten. Hierdurch bekam die Herrschaft von dem Vorgange Kenntniß und zog dann, wie üblich, den ganzen Schatz an sich.

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