135. Raubmörder geht um.
Als einst eine Kriegsschaar Neufranken in Waldangelloch übernachtete, kam einer derselben, welcher viel geplündertes Geld bei sich hatte, in das Haus eines habsüchtigen Mannes zu liegen. Dieser bemerkte das Geld, bettete den Soldaten auf den Speicher und brachte ihn [102] mit dessen eigenem Säbel im Schlafe um. Alsdann nahm er die Füße des Leichnams unter den Arm und schleifte ihn in den Keller, wo er ihn mit Kleidung und Säbel vergrub. Nachdem er noch jede Blutspur vertilgt hatte, meldete er in der Frühe dem Obersten, der Soldat sey in der Nacht ausgerissen und habe ihm zuvor das Haus so verunreinigt, daß viele Stellen hätten aufgewaschen werden müssen. Da der Oberst im Begriff stand, mit seinen Leuten abzuziehen, so unterließ er es, die Sache näher zu untersuchen. Auf diese Art behielt der Mann seinen Raub, welchen er auch viele Jahre, bis zu seinem Tode, genoß. Gleich nach diesem fing er an, Nachts in dem Hause zu spuken, wobei er den Ermordeten, dessen Füße unterm Arme, vom Speicher in den Keller schleifte. Den Kopf des Soldaten hörte man auf jeder Stufe aufschlagen. Vergebens wendeten die Bewohner des Hauses alle Mittel an, den Geist hinauszubringen; endlich ließen sie es niederreißen und auf dem Platze ein neues bauen, das denn von dem Spuke befreit blieb. Bei dem Bauen waren die Gebeine und der Säbel des Neufranken im Keller ausgegraben worden.