289. Einkehr des wüthenden Heeres.

Im Wirthshause zu Oehringen stiegen eines Abends spät beiläufig zwölf Reiter ab und bestellten Nachtessen, zuvor aber Wein. So viele Flaschen der Wirth jetzt und später brachte, so viele Striche machte einer der Reiter auf die untere Seite des Tischblattes. Noch ehe das Essen aufgetragen war, rief der Hausknecht den Wirth hinaus und sagte ihm, daß im Stalle, statt der Pferde der Reiter, Geißböcke ständen, und die andern Pferde darin vor Angst tobten und schwitzten. Als der Wirth die Böcke gesehen hatte, befahl er seinen Leuten, die Reiter und deren Thiere aufs beste zu bedienen und bat die übrigen Gäste, vor den Reitern nicht fortzugehen; auch ließ er am Stadtthore fragen, ob heute Abend spät ein Trupp Reiter hereingekommen sei. Die Antwort war: mit nichten, wohl aber habe sich in der Luft ein Getrappe und Gerassel, wie von einem Haufen Hereinreitender, [272] hören lassen. Zwischen elf und zwölf Uhr waren die Reiter mit dem Essen fertig und verlangten ihre Zeche. Der Wirth machte diese aufs gewissenhafteste, worauf der Reiter, der die Striche gemacht hatte, äußerte, daß dieselbe ganz richtig, und keine Flasche zu viel angerechnet sei, wie der Wirth an den Strichen sehen könne. Als dieser unter den Tisch blickte, bemerkte er, daß die Reiter sämmtlich Thierfüße hatten. Dem Hausknecht wurde nun befohlen, ihre Pferde vorzuführen; er fand dieselben, statt der Böcke, im Stalle, allein, nachdem sie vor das Haus geführt waren, verwandelten sie sich abermals in Böcke. Nach geleisteter Zahlung machten sich die Reiter zur Abreise fertig und fuhren sodann vor allen Anwesenden, einer nach dem andern, zu einem offenen Oberfenster hinaus. Zugleich mit jedem schwebte außen dessen Bock an das Fenster hinauf und wurde dort von seinem Herrn bestiegen. Als alle aufgesessen, jagten sie zusammen durch die Lüfte davon, wobei dasselbe Getöse, wie bei ihrem Hereinreiten, sich hören ließ.

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