16. Die Ehen werden im Himmel geschlossen.
Als der Herr noch auf Erden wandelte, ging er einstmals mit seinen Jüngern über eine weite und lange Haide; und sie verirrten sich. Es war aber ein schwüler Sommertag; und es gingen keine Menschen des Weges, daß man sie fragen konnte. Endlich sah St. Peter unter einem Baum [65] einen Menschen liegen, der schlief. Er ging auf ihn zu, und fragte nach dem rechten Wege. Der aber that unwillig und war so faul, daß er nicht einmal das Maul aufthat, sondern er streckte nur seinen rechten Fuß aus, wie der Meilenzeiger den Arm, und St. Peter mußte errathen, was er damit sagen wollte. Der Herr und seine Jünger gingen also des Weges weiter. Nach einer Weile sah St. Peter ein Mägdlein, die abseits vom Wege das wenige Gras mähete, welches auf der Haide wuchs, und emsig arbeitete. St. Peter rief dem Mägdlein; die verließ sogleich die Arbeit und kam herbei; und als sie um den rechten Weg befragt wurde, zeigte sie ihn nicht nur williglich sondern ging auch eine große Strecke mit, bis dahin, wo sie des Weges nicht mehr verfehlen konnten; dann nahm sie Abschied, und ging zurück zur Arbeit. Ueber diese Bereitwilligkeit war St. Peter hoch verwundert, und er sagte zum Herrn: Er sollte dem wackern Mägdlein für den geleisteten Dienst Gnade erweisen, und ihr einen braven Mann zubringen. Der Herr sprach: Das wolle er thun; und jener faule Mensch sei es eben, den das Mägdlein zum Manne bekommen werde. Darob wurde St. Peter schier erzürnt, und vermaß sich, den Herrn zu tadeln. Der Herr aber sagte in seiner Milde: Petre, du verstehst nicht, was in den göttlichen Fügungen Weises liegt. Diese beiden gehören allwege zusammen; denn das fleißige Weib läßt den faulen Mann nicht ganz und gar zu Grunde gehen, und der Faule wird die Fleißige zur Arbeit anhalten und zur Geduld und Frömmigkeit. Und also ist jedem mit dem andern geholfen hier und dort.