2. Das schwarze Pferd

Des Junker Thedels fromme Eltern
Entschlafen sind in Gott dem Herren,
Sie liessen ihm Lotter das Haus,
Unter dem Barenberg siehts heraus.
Von ungefähr ging er einmal
Mit seinem Schreiber in das Thal,
Zur wilden Hayd, genant die Haard,
Da man viel Wildes wird gewahr,
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Sie wollten Hasen, Füchse fangen,
Von Reutern bald die Felder klangen.
Der Thedel sah da viel Bekannte,
All gute Freund vom Vaterlande,
All die gestorben lange Zeit,
Er war von ihnen nicht sehr weit.
Vor ihnen reitet schwarz ein Mann,
Mit einer grossen schwarzen Fahn,
Auf einem feinen schwarzen Pferd,
Das trabt daher seltsam Geberd.
Herr Thedel war ganz unerschrocken,
Die Springschnur gab und auch die Klocken
Dem Schreiber sein, zu dem er sprach:
»Stell du die Garn all fein gemach,
Der Reiter will ich nehmen wahr,
Ein Wunder ich vielleicht erfahr.«
Im Hinterhalt er droben sah,
Fünf Reiter, kam ein Reiter nach,
Derselbe saß bey seiner Reis,
Auf einer schwarz dreybeingen Geis,
Derselbe sprach: »Gevatter mein,
Was sucht und macht ihr hier allein,
Habt ihr nicht Lust und Lieb darin:
So zieht zum heilgen Grabe hin
Auf meiner schwarz dreibeingen Geis,
Sitzt hinter mir auf dieser Reis,
Verdienet euch das schwarze Pferd,
Das jezt der schwarze Mann herkehrt,
Doch müßt ihr auf dem Weg nicht sprechen,
Das würde gleich den Hals euch brechen.
Und seyd ihr dann am heilgen Grab,
So steiget nach Gefallen ab,
Wenns euch gefällt, mögt ihr ein Schild
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Da hängen lassen und ein Bild:
Ihr könnt da thun nach eurer Macht
Und bleiben bis zur andern Nacht.
Wenn aber dann zum drittenmal
Wir umgezogen überall,
Dann dürfet ihr euch nicht verweilen,
Und müßt zur Stunde mit mir eilen,
Sonst möget ihr zu eurem Frommen
Zusehn, wie ihr nach Haus mögt kommen.«
Bald sprach der Thedel unverfehrt:
»Die christliche Taufe sey verehrt,
Ich bin von aller Teufels List
Erkauft durch meinen Jesu Christ,
Willst du mich hier zurücke bringen,
So thu ich um das Pferd schon ringen.«
Bald auf die Ziege sprang der Held,
Und macht sich unverzagt ins Feld,
Und da sie sind ans Meer gekommen,
Den Teufel hieß es gleich willkommen!
Der Teufel sprach zum Unverfehrden:
»Nun soll es gar nicht lange werden,
Laßt euer Rütteln, sitzet still,
Ich über die Pfütze springen will.«
Nun kamen sie zum heilgen Grab,
Sie stiegen von der Geiße ab.
Der Teufel blieb für sich allein,
Herr Thedel ging in Jerusalem ein,
Da ließ er zum Gedächtniß sein
Sich mahlen dort ein Schild so fein,
Was ich allda noch hab gesehen,
Hoch in der Kirche thut es stehen.
All seine Wunder beichtet gern,
Geht auch zum Nachtmal unsres Herrn,
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Und dann besah er alles mein ich,
Ward auch gewahr den Herzog Heinrich,
Der damals mit dem Löwen sein,
Und einem Grus im Dom erscheint:
»Wie geht es unserm lieben Gemahl
Mit unsern Kindern auf dem Saal?«
Der Unverfehrt war da bekannt,
»Es steht noch wohl im ganzen Land,
Doch sagt man, daß ihr seyd ertrunken,
Mit Rittern und mit Gut versunken,
Die Herzogin will sich vermählen,
Den Pfalzgraf thut sie sich erwählen.«
Darob erschrak der Herzog sehr,
Und bat sogleich den Unverfehrt,
Zur Mahlzeit sollt er zu ihm kommen,
Und Briefe würd er da bekommen.
Darauf gab Thedel sein Bericht:
»Mein gnädger Herr sehr weise spricht,
Kanns eurer Gnaden nicht abschlagen,
Denn ich hab einen leeren Magen,
Mir sind die Wirth auch unbekannt,
Auch hab ich nicht viel Geld, noch Pfand.«
Als nun der Fürst zur Herberg kam,
Der Marschall sprach: »In Gottes Nam
Herr Wirth laßt decken, gebt zu Essen,
Vom besten Wein laßt uns einmessen,
Mein Herr hat Botschaft überkommen,
Die hat ihm alle Sorg benommen.«
Dem Unverfehrt sie gaben all
Den Handschlag recht mit lautem Schall,
Er must erzählen gar mit Fleiß,
Sie hörtens an mit froher Weis,
Sie fragten alle nach seinem Pferd,
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Er that, als ob ers nicht gehört.
Als nun die Mahlzeit ging zu Ende,
Der Kanzler kam, die Brief in Händen,
Ein Jeder bracht sein Briefelein,
Das eine groß, das andre klein.
Wegfertig war Herr Thedel schon,
Nahm Abschied ging dann in den Dom.
Als nun die Mitternacht heran,
Da kam der Teufel klopfet an
Und fragt: Was machst du an dem Ort?
Herr Thedel schweigt und sagt kein Wort.
Der Teufel klopft zum drittenmahl,
Da betet er recht laut einmal.
Der Teufel schrie mit lauter Stimm:
»Du wachest noch, umsonst mein Grimm:
Dein Glauben ist so ganz und gar,
Daß ich dir bringe kein Gefahr.«
Da gab er auf den Unverfehrt,
Und schenkt ihm gleich das schwarze Pferd.
Der ritt von dannen immerfort
Bis zu der Haard, nach jenem Ort,
Wo er den Schreiber lassen thät,
Beym Hasengarn zu Abends spät.
Dem lags gar übel in dem Sinn,
Daß er nicht wußt wo aus, wo hin,
Nach Lotter er getraut sich nicht,
Weil er vom Herren ohn Bericht.
Der Junker sprach: »Gott sey geehrt,
Wie hast du Schreiber dich verfehrt,
Wovon bist du geworden grau?«
Der Schreiber sprach: »Da ich euch schau,
Wie ihr so stark und unversehrt
Gewonnen habt das schwarze Pferd,
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So hab ich all mein Leid vergessen.«
Herr Thedel sprach: »So häng indessen
Das Hasengarn wohl auf dein Pferd.
Ich reit zu meiner Hausfrau heim,
Die mag in grossen Aengsten seyn.«
Die Hausfrau ihm entgegen ging,
Mit ihren Armen ihn umfing,
Und fragt ihn wo er blieben wär:
»Ich hab gejagt bey meiner Ehr.«
Da nun die Mahlzeit war gethan,
Da fing die Hausfrau wieder an,
Sprach: »Lieber Junker Unverfehrt,
Woher habt ihr das schwarze Pferd,
Das so gewaltig schlägt und beisset,
Den Haber an die Erden schmeisset,
Nichts frißt als glühende Kohlen und Dorn,
Beym Heu geräth in grossen Zorn?
Es sattelt sich auch gar zu schwer.«
Herr Thedel sagt: »Bey meiner Ehr
Ich habs gefunden auf der Haard.«
Denn er gedachte wohl daran,
Was ihm gesagt der schwarze Mann:
Ihm solle alles Glück zukommen,
So lang er sich in acht genommen,
Doch wenn er sagt, wie ers gekriegt,
Der Tod ihn in drey Tag besiegt.

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