Erschreckliche Geschichte
vom Hünchen und vom Hänchen
Ein Hünchen und ein Hänchen sind miteinander in die Nußhecken gegangen, um Nüsse zu essen, und jedes Nüßchen, welches das Hänchen fand, hat es mit dem Hünchen getheilt, endlich hat das Hünchen auch eine Nuß gefunden, und das Hänchen hat sie ihm aufgepickt, aber das Hünchen war neidisch, und hat nicht theilen wollen, und hat aus Neid den Nußkern ganz verschluckt, der ist ihm aber im Halse stecken geblieben, und wollte nicht hinter sich, und nicht vor sich, da hat es geschrien: lauf zum Born und hol mir Wasser.
Da war das Hänchen sehr traurig, und hat ein Wägelchen von Weiden geflochten, hat sechs Vögelchen davor gespannt, und das Hünchen darauf gelegt, um es zu Grabe zu fahren, und wie es so fort fuhr, kam ein Fuchs,
Wohin Hänchen? u.s.w.
aber der war zu schwer, der hat grade noch gefehlt, das ganze [261] Wägelchen mit aller Bagage, mit Mann und Maus ist im Sumpfe versunken, da braucht er auch kein Grab, das Hänchen ist allein davon gekommen, ist auf den Kirchthurm geflogen, da steht es noch, und dreht sich überall herum, und paßt auf schön Wetter, daß der Sumpf austrocknet, da will es wieder hin, und will sehen, wie er seinen Leichenzug weiter bringt, wird aber wohl zu spät kommen, denn es ist allerlei Kraut und Gras drüber gewachsen, Hünerdarm und Hahnenfuß, und Löwenzahn und Fuchsia, und lauter solche Geschichten, wer sie nicht weis, der muß sie erdichten.