Nachruf, dem Freiherrn Karl vom Stein
1831.
Der Löwe schläft – Ihr, die ihr wachen sollt,
Versteht ihr, daß die Besten schlafen gehen?
Die, als die Welt erlag, noch stark gewollt,
Die werden's nur verstehen.
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Der Löwe schläft – Ihr, die ihr wachen sollt,
Versteht ihr, welcher Wächter heimgegangen?
Sein großes Herz braucht keiner Klagen Sold,
Nicht tränennasse Wangen.
Es heischt den Geist heraus, den deutschen Mut,
Zu brennen heiß für Vaterlandes Ehren,
Es heischt, wann's gilt, den letzten Tropfen Blut,
Nicht weibisch eitle Zähren.
Und schlängelt welsche List den Schlangenpfad
In deutsche Gaun, dann ruft der stumme Leue
Mit Donners Klang – es bebet der Verrat –
Er rufet: Treue! Treue!
Und klinget die Trompete: Es ist Krieg!
Und ziehen Feinde gegen Deutschlands Marken,
Dann mahnt's aus ihm zum Kampf auf Tod und Sieg
Die Tapfern und die Starken.
Der Löwe schläft – nicht er, nur sein Gebein;
Denn wann es ruft im Vaterlande: Wer da?
Dann ist er wach, dann ruft der Löwe Stein,
Dann ist sein Geist, ist er da.
Dann tönt die Losung Stein, beim Namen Stein
Ringt jeder Deutsche für das Freie, Hohe.
So schlägt es Blitz auf Blitz in Männer ein
Aus ihm in heil'ger Lohe.
Nein, Deutschland, nie wird dieser reinste Strahl
In deiner lichten Heldenkrone bleichen,
Solang aus Alpen braust dein Rhein zu Tal
Und grünen deine Eichen.