2. An die Jungfrau Maria, die geheime Lilie

Du edle Lilie, wer findet deinesgleichen,
Sollt er auch alles Feld im Paradeis durchstreichen?
Du glänzest wie der Schnee, wenn ihn zu schöner Zeit
Der Himmel mit dem Gold des Phaetons bespreit.
Vor dir muß Sonn und Mond und alle Stern erbleichen,
Dein Ansehn, deine Pracht ist schöner als das Kleid
Des Königs Salomons in seiner Herrlichkeit.
Dir muß der klare Blitz der Seraphine weichen,
Dein edeler Geruch erquickt die ganze Welt
Und was sonst unserm Gott, dem Herrn, zu Fuße fällt.
In dir findt man allein die Schönheit der Jungfrauen,
Der Märtyrer Bestand und aller Heilgen Zier.
Drum, edle Lilie, komm und erquick mich hier,
Daß ich mög ewig dich und deinen Samen schauen.

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