Sie sehnt sich in den lieblichen Abgrund Gottes zu versenken

1
Du wonnigliches Gut, das alle Geister speiset
Und allen Kreaturn Genad und Huld erweiset.
Wann wirst du dich in mich begeben
Und überflüssiglich erfülln?
Wann wirst du selber sein mein Leben
Und alle mein Begehren stilln?
2
Du wahres Paradeis, du ewger Frühlingsgarten,
Du breites Blumenfeld von unerhörten Arten.
Wann werd ich von des wüsten Erden
In deine Lustbarkeit versetzt?
Wann werd ich deiner würdig werden
Und ewig sein von dir ergötzt?
3
Du freudenreicher Strahl, wann wirst du mich verzucken
Und ganz und gar in dich und deinen Blitz einschlucken?
[221]
Wann fällt das Fünklein, meine Seele,
Ins Feuer deiner Gottheit ein?
Wann solls samt ihrer Leibeshöhle
Mit dir ein einge Flamme sein?
4
Du ewges Wollustmeer, wann wirst du mich recht tränken,
Wann wirst du mich in dich mit Leib und Seel versenken?
Wann wird mein Geist in dich zerfließen
Und seiner Liebe Lauf vollführn?
Wann werd ich mich auch selbst nicht wissen
Und ewiglich in dich verliern?
5
Du hochgewünschte Ruh, du Zielstatt der Verliebten,
Du End- und Mittelpunkt der wallenden Betrübten.
Wann werd ich, Jesu, zu dir kommen
Und unabscheidlich bei dir sein?
Wann werd ich in dich aufgenommen?
Wann, wann, Jesu, mein einges Ein?

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